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Vergebung

Welche Rolle spielt Vergebung im Leben? Sri Chinmoy macht deutlich, wie wichtig es ist, sich selbst und anderen zu vergeben. Um vorwärts gehen zu können und glücklich zu werden.

Kann ein Mensch beides, Mitleid und Vergebung verkörpern?

Sri Chinmoy: Als der wahre Einsseins-Freund der Menschheit überschwemmte Jesus Christus das Erd-Bewusstsein mit Mitleid und Vergebung. Sein unsterbliches Gebet, "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun", wird für immer Gottes Mitleid und Vergebung von oben herabziehen für die innerlich hungrigen und durstigen Wahrheits-Sucher und Gott-Liebenden. In der Tat, das selbst-hingegebene Leben von Jesus und seine erderleuchtende Botschaft werden bis in alle Ewigkeit hell, heller, am hellsten in dem strebenden Herzen und dem Gott-liebenden Leben der Menschheit scheinen.

Was ist der Zusammenhang zwischen Mitleid und Vergebung?

Sri Chinmoy: Mitleid und Vergebung sind zwei unterschiedliche Dinge. Angenommen ein spitzbübischer kleiner Junge schlägt dich unnötig hart. Du könntest ihn viel härter schlagen, aber du tust es nicht. Warum? Weil du ihm verziehen hast. Dann siehst du einen anderen kleinen Jungen, ganz allein. Er kann die Straße nicht alleine überqueren weil er Angst hat. Da gehst du hin und hilfst ihm. Du wartest auf die Ampel und bringst ihn über die Straße. Das ist dein Mitleid.

Auf diese Weise kannst du Mitleid und Vergebung voneinander unterscheiden. Jemand braucht deine Hilfe und du hast die Kraft, du hast die Fähigkeit ihm zu helfen. In diesem Augenblick zeigst du dein Mitleid. Jemand anderes ist unfähig seine falschen Kräfte zu bezwingen. Dort bietest du deine Vergebung an. Diese beiden göttlichen Eigenschaften sind in unserem Leben jeden Tag von größter Notwendigkeit. Gott hat Mitleid und Vergebung in unendlichem Maße. Mit Seinem Mitleids-Auge folgt Er uns überall hin. Mit Seinem Vergebungs-Herzen wiederum vergibt Er uns all unsere falschen Gedanken und Taten.

Wir müssen nicht nur anderen vergeben, sondern auch uns selbst. Wenn wir uns selbst nicht stets vergeben, werden wir mit uns unzufrieden sein. Wir müssen uns mit dem rechten Verständnis vergeben, dass wir den gleichen Fehler nicht wieder begehen werden; wir werden vorwärts gehen. Angenommen ich have vor einigen Monaten etwas wirklich falsch gemacht. Jetzt bete ich zu Gott um Vergebung, Vergebung, Vergebung. Gott hat mir bereits wegen meiner aufrichtigen Gebete vergeben, aber ich vergebe mir nicht, weil ich nicht ahne, dass Gott mir vergeben hat. Also bin ich der Missetäter. Gott hat mir bereits vergeben, aber ich habe mir nicht vergeben. Wenn wir uns nicht vergeben, sind wir nicht in der Lage voran zu gehen. Wir schauen nur zurück. Wir müssen unserer Vergangenheit vergeben; sonst können wir nicht in die Zukunft eintreten.

Wie können wir Ungerechtigkeit verzeihen?

Sri Chinmoy: Wenn wir an Ungerechtigkeit in menschlichen Maßstäben denken, müssen wir in die tiefste Tiefe unserer Verwirklichung gehen. Bevor wir in die Welt kamen, haben wir Gott ein feierliches Versprechen gegeben, dass wir Ihn hier auf Erden verwirklichen, manifestieren und erfüllen werden. Das war unser höchst aufrichtiges, höchst seelenvolles Versprechen zu Gott. Als wir dieses Versprechen gemacht haben, waren wir in der Seelenwelt. Wir hatten keinen physischen Körper; unsere wirkliche Existenz war die Seele. Zu dieser Zeit sagte die Seele: "Ich steige nur in die Welt hinab, um Dich zu erfreuen, Dich zu erfüllen und Dich bedingungslos zu manifestieren."

Diese Menschen, von denen du denkst, dass sie sehr ungerecht sind, haben etwas Ungöttliches getan, das ist wahr. Aber schau auf dein eigenes Versprechen. Du erwartest von diesen Menschen Vollkommenheit; du fühlst, dass sie alles auf vollkommene Weise tun müssen. Aber Vollkommenheit kommt nur, wenn wir unser Versprechen erfüllen. Unser allererstes Versprechen haben wir gegenüber Gott gemacht, Ihn auf der Erde zu erfreuen und zu erfüllen. Wir haben unser Versprechen nicht erfüllt; und doch erwarten wir von anderen, dass sie ihre Versprechen erfüllen. Als spirituelle Menschen sollten wir immer sehen, was wir falsch gemacht haben. Wir haben Millionen von Dingen falsch gemacht. Wenn wir Millionen von Dingen falsch machen, dann vergibt uns Gott natürlich. Ansonsten könnten wir nicht auf der Erde existieren. Wenn Er bereit ist uns zu vergeben, trotz unserer zahllosen Fehler und Irrtümer, wie kommt es dann, dass wir nicht jemand anderem vergeben können?

Ein spiritueller Sucher nimmt sofort für sich in Anspruch ein auserwähltes Kind Gottes zu sein. Ein unspiritueller Mensch der sich den Vergnügungen der Unwissenheit hingibt, würde es niemals wagen, dies zu behaupten. Er wagt es nicht Gott ganz für sich in Anspruch zu nehmen. Aber du wagst es zu behaupten, dass du Gottes auserwähltes Kind bist, nur weil du einen Funken von Gottes guten Eigenschaften erhalten hast. Gott ist gut, Gott ist göttlich, Gott ist vollkommen – alle diese göttlichen Eigenschaften hast du bis zu einem gewissen Grad erhalten. Wenn also eine von Gottes Qualitäten Vergebung ist und wenn Gott dir vierundzwanzig Stunden am Tag vergibt, kannst du dann nicht jemand anderem für eine Sekunde verzeihen? Wenn unsere Quelle die Fähigkeit hat etwas in unendlichem Maße zu tun, sollten wir natürlicherweise auch die Fähigkeit haben anderen, die etwas falsch gemacht haben, zu vergeben oder sie zu erleuchten, gemäß unserem eigenen Standard.

Bitte sage mir was ich tun soll, wenn ich von anderen zurückgewiesen werde.

Sri Chinmoy: Wenn du dich von anderen zurückgewiesen fühlst, mag das Menschliche in dir traurig, enttäuscht oder wütend sein. Aber das Göttliche in dir wird sofort zu Gott um Vergebung für sie beten. Der einzige Weg wie sie Erleuchtung erhalten können liegt darin, dass Gott ihnen vergibt.

Angenommen ich habe dich zurückgewiesen. Das Menschliche in dir wird möglicherweise sofort wütend werden und versuchen sich zu rächen, oder es will sich vielleicht von mir zurückziehen. Du wirst mit mir nichts zu tun haben wollen, weil ich dich zurückgewiesen oder beleidigt habe. Doch in diesem Augenblick wird das Göttliche in dir versuchen mit Mitleid zum Vorschein zu kommen, weil es weiß, dass ich einen ernsthaften Fehler gemacht habe, indem ich dich zurückgewiesen habe. Wenn du mich auch zurückweist, inwiefern bist du mir dann überlegen? Ich habe etwas Falsches getan. Es ist sehr schlecht, das ist wahr, aber wenn du nicht den gleichen Fehler begehen willst, dann musst du mir vergeben und du musst auch Gott bitten, mir zu vergeben.

Christus der Erlöser betete: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun." In gleicher Weise solltest du zu Gott beten, im Namen dessen, der dich zurückgewiesen hat, der der wirkliche Missetäter in diesem Augenblick ist. Das ist das erste was erforderlich ist. Zweitens solltest du zu Gott für seine Erleuchtung beten, so dass er in Zukunft dich oder andere nicht zurückweist. Wenn ihm wirklich von Gott vergeben und er erleuchtet wurde, dann wird er dich nicht wieder zurückweisen.

Wenn du jemanden zurückweist, der dich zurückgewiesen hat, dann schwimmt ihr beide im Meer der Unwissenheit. Er hat etwas falsch gemacht und du hast das gleiche getan. Ihm in gleicher Münze heim zu zahlen erfüllt absolut keinen Zweck. Die Erleuchtung der Menschheit, ist ja das, was du schlussendlich willst.

Wenn ich etwas falsch mache, fällt es mir besonders schwer mir selbst zu vergeben, weil ich das Gefühl habe, dass dies ein Rückschritt in meinem spirituellen Leben ist.

Sri Chinmoy: Wann immer du etwas falsch machst, wird Gott dir vergeben und dein spiritueller Meister wird dir vergeben, aber es gibt jemanden, der dir vielleicht nicht vergibt und das ist deine Seele. Die Seele vergibt nicht so leicht, weil die Seele weiß, dass sie sich wegen genau diesem Fehler, diesem absichtlichen Fehler, für viele weitere Jahre reinkarnieren muss. Jedes Mal, wenn du einen bewussten Fehler machst, weiß deine Seele, dass dies bedeutet, wieder hundert Schritte zurück zu gehen. Auf diese Weise verzögerst du natürlich deine Reise, anstatt sie zu beschleunigen.

Die Seele ist der älteste Bruder in der Familie und sie hat dem Höchsten Vater versprochen, dass sie sich um die jüngeren Mitglieder kümmert. Die Seele ist voll verantwortlich für dein Leben. Wenn die Seele sieht, dass die jüngeren Mitglieder nicht hören und die Seele dafür gerade stehen muss, dann fühlt sie sich elend.

Die Seele kann den jüngeren Familienmitgliedern – dem Körper, dem Vitalen, dem Verstand und dem Herzen – nicht vergeben, wenn diese nicht auf sie hören, weil die Seele für Gott eine Aufgabe erfüllen muss. Wenn die Seele ihrer Familie erlaubt, unkooperativ zu sein, dann wird es der Seele misslingen, Gottes Vision auf der Erde zu erfüllen. Gott wird dem Verstand, dem Körper, dem Vitalen und dem Körper aus seiner unendlichen Güte heraus vergeben, weil Er sich mit der Ewigkeit beschäftigt. Aber die Seele weiß, dass jede menschliche Inkarnation die goldene Gelegenheit ist, Gott zu manifestieren. Jede Sekunde, die der Körper, das Vitale und der Verstand nicht auf sie hören, ist eine verlorene Gelegenheit. Wenn eine Gelegenheit verloren ist, fühlt die Seele, dass Gott-Manifestation in weiter Ferne liegt.

Wie ist es möglich am Morgen eine gute Meditation zu haben, wenn wir am Abend in einem sehr schlechten Bewusstsein zu Bett gegangen sind?

Sri Chinmoy: Unsere gute Meditation hängt nicht davon ab was wir gestern getan haben. Gott vergibt uns jede Nacht während wir schlafen. Wäre es nicht so, würden wir uns am nächsten Morgen nicht abmühen, um aufzustehen. Wir würden einfach sagen: "Es ist hat keinen Zweck es heute mit Meditation zu versuchen, da ich gestern so ungöttlich war. Ich schlafe einfach weiter." Seine Vergebung gibt uns die Fähigkeit am nächsten Tag gut zu meditieren. Seine Vergebung ist bedingungslos.

Gott leert das Gefäß unserer Empfänglichkeit während der Nacht, so dass wir uns am nächsten Morgen mit seinem göttlichen Licht füllen können. Das ist der spirituelle Grund für Schlaf, und deswegen sollten wir stets früh am Morgen meditieren, bevor wir unsre täglichen Aktivitäten beginnen. Sobald wir die spirituelle Fähigkeit haben, unser inneres Gefäß selbst zu leeren und das Licht des Supreme anzurufen, werden wir in der Lage sein, über den Schlaf hinaus zu gehen.

Wenn ich etwas Falsches tue und den Supreme bitte, mir zu vergeben, wie weiß ich, dass er mir vergeben hat?

Sri Chinmoy: Es gibt zwei Wege, an denen du es erkennen kannst. Wenn du diese Art von Handlungen nie wieder machst, kannst du sicher sein, dass Gott dir vergeben hat, denn er hat dir die Fähigkeit gegeben, es nicht wieder zu tun. Auf der praktischen Ebene verhält es sich wie folgt: Wenn du etwas Falsches getan hast und es nicht wieder tun willst, dann bedeutet es, dass eine höhere Macht von Gott gekommen ist, um dich zu beschützen und dir die Fähigkeit zu geben, diese Handlung nicht wieder zu tun. Weil Gott dir vergeben hat, begehst du den Fehler nicht nochmals.

Ein anderer Weg besteht darin, deinen spirituellen Meister zu fragen, ob Gott dir vergeben hat. Der Meister wird es dir sagen können. Er wird sehr offen sein. Oder du kannst eine halbe oder eine Stunde lang tief in dich gehen und dann wird es dir möglich sein, es herauszufinden. Wann immer ein Gedanke auftaucht, erlaube ihm nicht in deinen Verstand einzudringen. Fühle einfach, dass eine Fliege gekommen ist, um auf dir zu sitzen und verjage sie. Wenn ein anderer Gedanke kommt, dann verscheuche ihn ebenso. Nach einer Weile wird die Gedanken-Fliege fühlen, dass es unter ihrer Würde ist, dich zu belästigen. Und dann wird der Gedankenfortlauf aufhören. Wenn du bemerkst, dass kein Gedanke mehr kommt, stelle einfach die Frage. Wenn die Antwort "ja" ist, bedeutet dies, dass Gott dir vergeben hat.

Wie kann ich Gottes Vergebung erhalten?

Sri Chinmoy: Du kannst Gottes Vergebung nur erhalten indem du dich ständig daran erinnerst - bewusst, schlaflos und atemlos - dass Gott Vergebung selbst ist. Du solltest an Gott denken nicht als Gerechtigkeit, unendliches Licht oder Frieden. Du solltest an keinen anderen Aspekt von Gott denken. Du solltest nur an Gottes Vergebung denken oder an Gott die Vergebung. Du musst deinen Verstand und dein Herz mit einem Gedanken überschwemmen: Vergebung, Vergebung, Vergebung.

Anstatt an Gottes Gerechtigkeits-Licht zu denken, solltest du wiederholen: „Mein Herr ist reine Vergebung, mein Herr ist reine Vergebung.“ Während du wiederholst „Mein Herr ist reine Vergebung“ darfst du nicht an all die zahlreichen Fehler denken, die du gemacht hast. Versuche nur die positive Seite zu sehen. Denke nur an Gottes Vergebung vor dir, um dich herum und in dir. Wenn du hun- derte oder tausende Male wiederholen kannst "Mein Herr ist reine Vergebung", dann werden alle deine himalayahohen groben Fehler hinweg gewaschen. Alle Fehler die du über die Jahre gemacht hast, alle aus Unwissenheit begangenen Taten, die du vollbracht hast, werden aufgelöst.

Zu dieser Zeit wirst du nicht nur spüren, dass dir vergeben wurde, sondern du wirst fühlen, dass du selbst Gottes Vergebung bist. Wenn dich jemand nach deinem Namen fragt, wirst du sagen: "Mein Name ist die Vergebung meines Herrn." Wenn dich jemand fragt wer du bist, wirst du sagen: "Ich bin die Vergebung meines Herrn." Dies wird dein einziges Zeugnis sein.

Im gewöhnlichen Leben haben die Menschen viele Referenzen. Sie haben dieses Universitätsdiplom, jenen Abschluss und so weiter. Aber ein spiritueller Sucher wird nur ein Zeugnis haben. Er wird sagen: "Ich bin die Vergebung meines Herrn", oder "Ich bin das Mitleid meines Herrn", oder "Ich bin die Liebe meines Herrn". Wenn dich jemand fragt was deine Referenzen sind, wirst du sofort sagen: "Das Mitleid meines Herrn ist mein einziges Zeugnis", oder "Die Vergebung meines Herrn ist mein einziges Zeugnis".

Dies ist nicht einfach falsche Demut, denn in den verborgensten Winkeln deines Herzens wirst du fühlen, dass dein einziges Zeugnis Gottes Mitleid oder Gottes Vergebung ist. Dies ist es was alle Sucher fühlen müssen.

Was meinst du mit "das Ideal der Vergebung"?

Sri Chinmoy: Lass mich dir als Antwort eine traditionelle indische Geschichte erzählen. Einst lebte ein großer König namens Vishwamitra. Eines Tages hat er davon erfahren, dass in seinem Königreich ein Heiliger lebte, den jeder verehrte. Der Name dieses Heiligen war Vashistha und jedermann berührte freudig seine Füße. Doch obgleich Vishwamitra ein sehr bedeutender König war, kam gewöhnlich niemand der seine Füße berührte. Die Menschen hatten Angst vor ihm und begannen vor ihm zu zitterten. Aber mit Vashistha verhielt es sich anders. Freudig berührten die Menschen Vashisthas Füße voll tiefster Anerkennung und Bewunderung. Daher war Vishwamitra außerordentlich neidisch auf Vashistha.

Vashistha war ein sehr großer Heiliger. Nachdem er viele, viele Jahre zu Gott gebetet hatte, hatte Vashistha Gott verwirklicht und konnte von Angesicht zu Angesicht zu Gott sprechen. Vishwamitra wusste, dass dies der Grund war, warum jeder Vashistha verehrte anstatt ihn; so begann auch er zu Gott zu beten. Er betete mehrere Jahre sehr ernsthaft zu Gott, oft fastend, aber er verwirklichte Gott immer noch nicht. Dann wurde er ungeduldig. Er ging zu Vashistha und sagte: "Du hast Gott verwirklicht, doch mir ist es bis jetzt noch nicht gelungen. Ich wünsche, dass du der Welt erzählst, dass ich auch Gott verwirklicht habe, genau wie du."

Vashistha antwortete: "Wie kann ich das behaupten?"

"Du kannst das behaupten", beharrte der König. "Wenn du es den Leuten erzählst wird dir jeder glauben, weil du Gott verwirklicht hast. Du weisst wer Gott ist; du sprichst zu Gott. Erzähle jedem, dass ich Gott verwirklicht habe. Ansonsten töte ich deine Kinder!"

Vashistha sagte: "Du kannst meine Kinder töten, aber ich kann keine Lüge erzählen."

Vishwamitra war ein äußerst mächtiger König. Er lies die hundert Söhne Vashisthas einen nach dem anderen töten. Die hundert Söhne waren sehr gebildet, freundlich und spirituell. Sie hatten die Veden, die Upanishaden und andere Religionen und heilige Bücher studiert. Ungeachtet dessen hatte der berüchtigte König sie alle umgebracht.

Selbst nachdem er dies getan hatte fühlte Vishwamitra keine Zufriedenheit, da sich Vashistha immer noch weigerte zu verkünden, dass er Gott verwirklicht habe. Nach einigen Monaten dachte er: "Diesmal muss er der Welt sagen, dass ich Gott verwirklicht habe, oder ich werde ihn töten!"

Mit diesem Gedanken im Kopf ging er zu Vashisthas kleiner Hütte. Bevor er an die Türe klopfte, stand er draußen und lauschte still der Unterhaltung in der Hütte. Arundhati, eine von Vashisthas Frauen, sagte zu ihrem Mann: "Mein Herr, warum sagst du nicht, dass Vishwamitra Gott verwirklicht hat? Wenn du es gesagt hättest, hätte ich noch all meine Kinder. Sie waren so liebe, gütige, hingebungsvolle Kinder. Sie waren alle Juwelen. Aber nur weil du nicht gesagt hast, dass er Gott verwirklicht hat, hat er alle meine Kinder getötet und wer weiß, was er als nächstes tun wird?"

Vashistha sagte: "Wie kannst du mich bitten dies zu tun? Ich liebe ihn. Er hat Gott nicht verwirklicht. Wie kann ich den Leuten erzählen, dass er Gott verwirklicht hat? Ich liebe ihn und deshalb kann ich nicht lügen." Obwohl Vishwamitra die hundert Söhne von Vashistha getötet hatte, konnte ihr Vater immer noch sagen, dass er ihn liebte!

Als Vishwamitra hörte was Vashistha sagte, kam er hereingelaufen und berührte Vashisthas Füße und rief: "Vergib mir, vergib mir, vergib mir, mein Herr. Ich habe nie gedacht, dass irgendjemand auf Erden einen Menschen lieben könnte, der seine Kinder getötet hat."

Vashistha legte seine Hand auf Vishwamitras Kopf und segnete ihn. Er sagte: "Heute hast du Gott verwirklicht, denn heute weißt du, was Liebe ist, was Wahrheit ist. Gott ist voller Vergebung. Ich vergebe dir, weil Gott in mir dir vergibt. Heute hast du Gott verwirklicht."

Was lernen wir aus dieser Geschichte? Wir lernen, dass das Ideal der Vergebung das höchste Ideal ist. Wenn wir zu Gott beten, sehen wir Gottes Natur: Liebe und Vergebung. Wenn wir Liebe und Vergebung von Gott erhalten, können wir uns gegenüber anderen Menschen wie Gott verhalten. Vashisthas hundert Söhne wurden getötet und dennoch liebte er Vishwamitra. Als dann Vishwamitra um Vergebung bat, gewährte sie Vashistha sofort und gab ihm auch sein inneres Licht, seine Freude und Macht. Wie Vashistha müssen wir anderen Menschen stets vergeben, wenn sie etwas falsch machen. Auf diese Weise geben wir ihnen unser Licht, unsere Wahrheit, unsere Freude.

Von dieser Geschichte lernen wir auch die Bedeutung der Verbindung zu heiligen Menschen. Wenn wir auch nur eine Sekunde lang in der Gesellschaft von spirituellen Menschen sind, welche Verwandlung findet in unserem Leben statt! In einem Augenblick ist unser Leben verändert.

Was sollen wir tun, wenn wir erkennen, dass wir in unserem Leben einen ernsthaften Fehler begangen haben?

Sri Chinmoy: Wenn wir einen Fehler machen, sei er bewusst oder unbewusst, sollten wir sofort von tiefstem Herzen nach Vergebung rufen. Wenn wir den Supreme nicht um Vergebung bitten, werden unsere negativen Eigenschaften verstärkt werden. Mit unserem inneren Streben, unserem Gebet, unserer Meditation, unserer Widmung und unserem Einssein mit Gottes Willen müssen wir Gott bitten, uns all unsere Fehler, die bewussten und wie auch die unbewussten, zu vergeben. Wir müssen Ihn bitten unsere unbewussten Fehler zu erleuchten, so dass wir ihrer bewusst werden und sie nicht wieder begehen.

Ohne dass unsere Fehler vergeben werden, können wir niemals Reinheit in unserem Körper, Vitalen, Verstand und Herzen haben und wir werden nicht in der Lage sein, in diesen Teilen unseres Wesens etwas von Gott zu empfangen. Die Seele empfängt immer von Gott, weil die Seele stets rein ist. Aber das Herz ist nicht immer rein und der Körper, das Vitale und der Verstand sind alle ein dunkler Dschungel. Ohne dass die Fehler vergeben werden, kann die Reinigung im Körper, Vitalen, Verstand und Herzen nicht stattfinden. Und solange keine Reinheit vorhanden ist, wird es den göttlichen Kräften, für die wir beten, niemals möglich sein, dauerhaft in unser Leben einzutreten. Nur wenn Gott uns vergibt und wir Reinheit in unserem ganzen Bewusstsein erhalten, wird es uns möglich sein, unsere Empfänglichkeit zu verstärken und Gottes göttliche Eigenschaften in reichlichem Maße zu empfangen.

Wenn wir für Gottes Vergebungs-Licht beten und wenn unser inneres Streben und unsere Empfänglichkeit stark genug sind, wird Gottes Mitleid auf jeden Fall die falschen Kräfte, die uns Probleme bereiten, beseitigen und gleichzeitig wird Er das Licht unserer Seele verstärken, um die falschen Kräfte daran zu hindern unser inneres Streben zu zerstören. Inneres Streben ist unsere Rolle und Mitleid und Vergebung sind Gottes Rolle. Ganz gleich wie viele Fehler wir machen, Gott ist mehr als bereit uns zu vergeben, wenn wir Ihm die Gelegenheit geben. Wir müssen außerdem den Enthusiasmus und die Entschlossenheit haben, das Richtige zu tun und nicht die gleichen Fehler wieder und wieder zu machen, Jahr für Jahr.

Wenn uns erst einmal vergeben wurde, werden wir das süßeste Gefühl in unserem Herzen verspüren und in dieser Süße werden wir wirkliche Reinheit spüren. Dann werden wir wissen, dass Gott uns vergeben hat. Mit diesem süßen Gefühl werden wir enormen Eifer und Entschlusskraft besitzen, um den Supreme auf Seine eigene Weise zu erfreuen und wir werden fühlen, dass wir nur für Ihn sind.

Wenn wir also einmal diese Süße und den Eifer Gott zu erfreuen spüren, werden wir wissen, dass Gott uns vergeben hat.

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