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Selbsthingabe

Spirituelle Selbsthingabe – Hingabe an das Göttliche - kann niemals erzwungen werden. Sie bedeutet ein Hineinwachsen in die Fülle des Göttlichen – in jedem Teil unseres Wesens. Sri Chinmoy gibt eine Reihe höchst interessanter Antworten.

Was geschieht, wenn ich bewusste Selbsthingabe an den Supreme im Meister vollziehe?

Sri Chinmoy:
Du wirst zu allem, was er hat und ist. Der winzige Tropfen taucht in den grenzenlosen Ozean ein und wird selbst zum Ozean. Diese Selbsthingabe ist die Selbsthingabe deines unerleuchteten Teiles an deinen höchsten Teil, der durch den Supreme in deinem spirituellen Meister verkörpert wird. In diesem Fall verkörpert dein Meister dein eigenes höchstes Selbst.
Eines Tages fuhren Sri Ramakrishna und zwei seiner sehr engen Schüler in einem Boot zu ihrem Ashram zurück. Die zwei Schüler und Sri Ramakrishna waren außerordentlich hungrig. Während sie noch im Boot saßen, bat Sri Ramakrishna einen von ihnen, ihm etwas Saft und Essen zu bringen. Als es der Schüler brachte, gab Ramakrishna den anderen nicht das Geringste davon ab. Er aß und trank alles alleine! Doch aufgrund ihrer Identifikation mit ihrem Meister, aufgrund ihres Einsseins mit ihm fühlten die zwei Schüler tatsächlich, dass ihr Hunger und ihr Durst gestillt waren. Sie hatten überhaupt keinen Hunger oder Durst mehr.
Wenn ein Schüler diese Art von innerem Einssein mit seinem Meister aufgebaut hat, wird er keine Erwartungen haben. Ein Kind erwartet nichts von seiner Mutter. Es weiß, dass seine Mutter ihm alles gegeben hat und auch weiterhin alles geben wird, denn es ist die Pflicht und Schuldigkeit der Mutter, sich um das Kind zu kümmern. Ähnlich ist es die Pflicht und Schuldigkeit deines spirituellen Meisters, dir ständig zu Diensten zu sein. Du dienst ihm mit deinem inneren Streben und deiner Widmung; er dient dir mit seiner Anteilnahme und seinem Mitleid. Du spielst deine Rolle durch inneres Streben. Er spielt seine Rolle durch seine Anteilnahme und sein Mitleid, welche dein Bewusstsein erheben.

Wie beeinflusst Selbsthingabe die Wiedergeburt in unserer nächsten Inkarnation? Garantiert sie auf irgendeine Weise, dass wir in der Lage sein werden, dort anzuknüpfen, wo wir aufgehört haben, ohne Zeit zu verlieren, was ja so oft geschieht?

Sri Chinmoy:
Wenn die Selbsthingabe vollständig und dauerhaft ist, dann wird das Resultat dieser Selbsthingabe, das bewusste Einssein mit dem Göttlichen, den Strebenden in seiner nächsten Inkarnation in eine spirituelle Familie ersten Ranges bringen. Von Anfang an wird er von seinen Eltern spirituell inspiriert und genährt werden. Er wird keine siebzehn oder achtzehn Jahre warten müssen, um seinen physischen Verstand von seinem inneren spirituellen Durst zu überzeugen. Sein Leben wird von Geburt an ein Leben der Bewusstheit im Bereich der Spiritualität sein.
Ich sagte soeben, dass die Eltern das Kind inspirieren werden. Genauso wird das Kind, das göttliche Antlitz des Kindes, auch die Eltern inspirieren, in das Meer der Spiritualität zu tauchen.

Angst hält den Verstand davon ab, sich hinzugeben. Oft ist sie unbewusst und wirkt wie ein unsichtbarer Feind. Ich biete meine Angst täglich dem Supreme an, aber dieses Anerbieten hat ein Gefühl von Unwirklichkeit an sich.

Sri Chinmoy:
Ich bin froh, dass du spürst, dass Angst wie ein unsichtbarer Feind wirkt. Wenn du dir deines inneren Lebens und deiner tieferen Existenz stärker bewusst wirst, wirst du erkennen, dass Angst nicht nur ein sichtbarer, nackter Feind ist, sondern auch dein schlimmstmöglicher Gegner. Es ist absolut wahr, dass Angst den physischen Verstand von vollständiger Selbsthingabe zurückhält. Wenn ein spiritueller Meister dem Schüler sagt, dass er innere Angst hat, dann sollte der Schüler dem Meister vollkommenen Glauben schenken, auch wenn er das Vorhandensein dieser Angst nicht fühlen mag. Die Schau des Meisters ist immer fehlerlos. Der Meister hat es nicht nötig zu lügen. Er gewinnt nichts, wenn er einem Schüler sagt, dass tief in seinem Wesen tatsächlich Angst sitzt. Wenn der Strebende sich der Angst, dieses Übeltäters, nicht bewusst ist, so bedeutet das, dass er entweder in einem unterbewussten oder unbewussten Teil seines Wesens Freude erhält, wenn er sich mit der Angst identifiziert. An diesem Punkt kann der Meister sagen, falls er das will, dass der nicht strebende und unaufrichtige Teil des Schülers sich unbewusst mit der Angst verbündet, um das Licht daran zu hindern, von oben herabzukommen.
Du sagst, dass du dem Supreme jeden Tag deine Angst anerbietest. Das ist absolut notwendig, wunderbar und bewundernswert. Aber zu meiner Überraschung sagst du, dass dein Anerbieten das Gefühl von Unwirklichkeit an sich hat. Wenn du nur einmal wirklich glauben wolltest, dass der Supreme auf Erden existiert, um dein Anerbieten und deine unbewusst gehegte Angst anzunehmen, dann würde dein Gefühl von Unwirklichkeit verschwinden. Dank deiner unbedingten Aufrichtigkeit wird der Supreme dich fühlen lassen, dass du tatsächlich Angst hast.
Du möchtest wissen, wie du dieses unsichtbare Hindernis überwinden kannst. Ich sage dir, dass du alle Hindernisse auf deinem Weg zur Gott-Verwirklichung überwinden kannst, die sichtbaren wie die unsichtbaren, wenn du echten Glauben an die innere Inspiration, die äußere Fügung, die höhere Führung und die tiefere Weisheit des Meisters hast.

Einiges scheint darauf hinzudeuten, dass die unterschiedlichen Ebenen des Verstandes ein voneinander unabhängiges Verhältnis zur Selbsthingabe haben. Würdest du bitte erklären, wie dieses Verhältnis aussieht?

Sri Chinmoy:
Du weißt, dass es den physischen Verstand, den vitalen Verstand, den subtilen Verstand, den intellektuellen Verstand und den intuitiven Verstand gibt, die unabhängig sind von den unendlich viel höheren Stufen des Overmind und des Supermind usw.
Wenn du die verschiedenen Stufen des eigentlichen menschlichen Verstandes hingeben willst, so musst du jeder einzelnen Stufe, wie auch allen als Ganzem, mit deinem inneren Streben angemessene Bedeutung schenken. Du musst eine grundlegende und fundamentale Einung unter ihnen schaffen. Du musst fühlen, dass sie Blütenblätter einer Lotosblüte sind und der Lotos selbst dein eigenes strebendes Leben ist. Solange der Lotos nicht völlig dargebracht und erblüht ist, kann die Verwirklichung nicht vollständig sein und die Annahme des Inneren Führers wird nicht für die Ewigkeit sein.

Ich denke, dass wir selbst es wissen, ob sich unser Herz und unsere Seele hingegeben haben? Aber gibt es Wege, sicher zu wissen, ob unser vitales und physisches Wesen ihre Selbsthingabe vollzogen haben, außer dass es uns der Guru sagt?

Sri Chinmoy:
Man weiß nicht notwendigerweise immer mit Bestimmtheit, wenn sich das Herz und die Seele dem göttlichen Willen hingegeben haben. Es gibt viele Fälle, wo wir gesehen haben, dass der Strebende trotz der Selbsthingabe seines Herzens und seiner Seele an das Göttliche immer noch im Dunkeln tappt und mit der Ungewissheit spielt. Hier sehen wir die Notwendigkeit eines Gurus. Wenn der Guru sagt, dass sich dein Herz und deine Seele beide hingegeben haben, dann kannst du sicher sein, dass sie das auch wirklich getan haben.
Es gibt einen eindeutigen Weg zu erkennen, dass sich das vitale und physische Wesen hingegeben haben, und das ist durch die weiteste Ausdehnung und Vergrößerung des eigenen vitalen und physischen Wesens. Im beständigen Fluss der inneren Wonne und des äußeren, dynamischen und zuversichtlichen Dranges ruft man das Höchste an, damit es in das Niederste herabsteigt, und bringt so die Atmosphäre des Supreme in die Erdatmosphäre.

Wenn ich auf Selbsthingabe meditiere, werde ich manchmal von Tränen überwältigt. Ich meine, dass diese Tränen nicht von der Freude der Seele kommen, wie ich sie hin und wieder erfahren habe. Sind es nur Tränen der Frustration?

Sri Chinmoy:
Ich bin sicher, du weißt, dass die Seele ihre tiefste Dankbarkeit durch das physische Wesen ausdrückt, wenn sie ihre Freude durch Tränen zum Ausdruck bringt. Wie du weißt, kann es in der Freude der Seele keine Frustration geben. Dort erhältst du nur das Gefühl eines weiten und vollständigen Einsseins mit dem Höchsten aufgrund deiner Selbsthingabe. Was du manchmal während deines Gebetes und deiner Meditation fühlst, ist der unsichere Antrieb deines noch unbeherrschten emotionalen Vitalen. Da du bereits einige Male die Tränen der Freude deiner Seele erfahren hast, die eine Art göttliches Licht sind, kann die Frustration, die in deinem unerleuchteten emotionalen Vitalen liegt, nicht lange anhalten. Und wenn dein Gebet von Reinheit überflutet und deine Meditation von Leuchtkraft durchdrungen ist, dann kannst du selbst im Bereich des groben Vitalen anstelle von Frustration eine teilweise Wahrnehmung von psychischer Verwirklichung fühlen, von Wahrheit in Form spontaner Freude des Herzens. Die spontane Freude des Herzens kann dich leicht befähigen, auf völlige und integrale Selbsthingabe zu meditieren. Versuche bitte dein emotionales Vitales mit dem Licht deiner Seele zu erleuchten. Wenn das begrenzte emotionale Vitale einmal erleuchtet ist, taucht es in das grenzenlose Meer all-vollbringender und all-erfüllender Selbsthingabe ein.

Da die Fähigkeit zur Selbsthingabe zu 99 Prozent von Gnade abhängt, habe ich für diese Gnade gebetet. Du sagst aber, dass Gebet eine niedere Form der Hingabe ist im Vergleich zur Meditation. Ist dieses Beten dann überhaupt der Mühe wert?

Sri Chinmoy:
Ich bin außerordentlich erfreut, dass du erkannt hast, dass die Fähigkeit der Selbsthingabe zu neunundneunzig Prozent von göttlicher Gnade abhängt. Für Gnade zu beten ist etwas sehr Gutes. Leider hat es jedoch ein kleines Missverständnis gegeben. Ich habe nicht gesagt, dass Gebet eine niedere Form der Hingabe ist im Vergleich zur Meditation. Was ich sagte, war, dass Gebet eine niedere Form inneren Strebens ist, und dass die Stufe der Meditation im spirituellen Leben bei weitem die höchste ist. Da du ergeben meditierst, tust du zweifellos das Richtige, wenn du auch betest. Selbstverständlich ist das, was du tust, auf jeden Fall der Mühe wert.

Wenn man sich einmal vollständig hingegeben hat, besteht dann noch die Möglichkeit des Zurückfallens oder wird die Kraft des inneren Strebens des Schülers und sein Einssein mit dem Bewusstsein des Gurus dieses verhindern?

Sri Chinmoy:
In einer meiner früheren Antworten habe ich dir erklärt, was vollständige Selbsthingabe bedeutet. Wenn die Selbsthingabe einmal diesen Grad vollkommener Vollkommenheit erreicht hat, kann es von Seiten des Schülers keine Möglichkeit des Zurückfallens mehr geben. Ein Schüler, der in seiner oder ihrer Selbsthingabe vollkommene Vollkommenheit erlangt, wird zweifellos der höchste Stolz des Gurus sein.

Habe ich recht, wenn ich annehme, dass die Selbsthingabe der Verwirklichung notwendigerweise vorangehen muss, oder kann sie zum Zeitpunkt der ersten Erfahrung von Verwirklichung oder auch später auftreten?

Sri Chinmoy:
Du hast recht, wenn du sagst, dass Selbsthingabe der Verwirklichung vorausgehen muss. Das ist unvermeidlich. Aber was Verwirklichung und Erfahrung betrifft, so sind sie zwei völlig verschiedene Dinge. Verwirklichung ist Einssein mit dem Einssein selbst. Erfahrung ist höchstens ein momentanes oder begrenztes Gefühl von Einssein mit der höchsten Wahrheit. Daher kann man nicht von einer „Erfahrung der Verwirklichung“ sprechen. Verwirklichung ist keine Erfahrung; sie ist die Wirklichkeit selbst. Du kannst richtigerweise vom „Einssein der Verwirklichung im Verwirklichungs-Bewusstsein“ sprechen.

Ist die Errungenschaft vollständiger Selbsthingabe eine Garantie dafür, dass jemand in diesem Leben Selbst-Verwirklichung erlangen kann, oder spielen auch noch andere Faktoren eine Rolle?

Sri Chinmoy:
Die Errungenschaft von Selbsthingabe allein garantiert nicht automatisch die Selbst-Verwirklichung in diesem Leben. Es gibt noch andere Faktoren, die dabei eine wichtige Rolle spielen. Um nur einige zu nennen: Gottes auserwählte Stunde, die Empfänglichkeit des Suchers in ihrem vollsten Maße und die vollständige Bereitschaft des gesamten Wesens sind notwendig, damit die Verwirklichung im Strebenden erwachen kann. Außerdem möchte ich, dass du weißt, was vollständige Selbsthingabe bedeutet. Sie bedeutet, dass die Selbsthingabe des Strebenden freudig, seelenvoll, spontan, bedingungslos und beständig ist – für immer und ewig.

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