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Erleuchtung

Das einzig lohnende Ziel auf dieser Welt ist Erleuchtung. Um Erleuchtung zu erlangen, brauchen wir Aufrichtigkeit und Demut. Wir glauben, Erleuchtung liege in weiter Ferne, doch sie ist in uns selbst – wir haben es nur vergessen.

Wenn ich an all die Schwächen und ungöttlichen Eigenschaften in mir selber und in meinen spirituellen Gefährten denke, scheint die Erleuchtung Millionen von Meilen entfernt zu sein.

Sri Chinmoy: Wenn jemand wirklich erleuchtet ist, sieht er andere nicht als unvollkommene oder hoffnungslose Menschen. In dem Moment, wo jemand erleuchtet ist, wird er sein wahres Einssein mit anderen fühlen und die so genannten Unvollkommenheiten anderer als eine Erfahrung sehen, die Gott in ihnen und durch sie macht.
Da du mein Schüler bist, möchte ich dir sagen, dass du in dir selbst mehr Unvollkommenheit, mehr Begrenzung, mehr wachsende Nacht siehst als ich mir je vorstellen kann. Für mich bist du absolut normal und natürlich; du bist Gottes Kind, und du hast jede Möglichkeit und Fähigkeit, das Göttliche hier auf Erden zu verwirklichen, zu manifestieren und zu erfüllen. Erleuchtung ist etwas, das du einst hattest, aber jetzt vergessen hast; es ist nichts völlig Neues. Jemand, der wirklich nach Erleuchtung strebt, sollte fühlen, dass er von Licht zu mehr Licht zu unermesslichem Licht wächst. Wenn der Sucher immerzu glaubt, dass er sich tief im Meer der Unwissenheit befindet, dann möchte ich sagen, dass er nie, nie aus der Unwissenheit herauskommen wird, weil das Unwissenheitsmeer kein Ende hat. Doch wenn man fühlt, dass man von einem Funken Licht zum alldurchdringenden höchsten Licht wächst, dann erscheint Erleuchtung sofort leichter und spontaner.

Kannst du uns bitte etwas über Erleuchtung erzählen?

Sri Chinmoy: In dieser Welt gibt es nur eines, das sich zu besitzen lohnt, und das ist Erleuchtung. Um Erleuchtung zu erhalten, brauchen wir Aufrichtigkeit und Demut. Leider ist in dieser Welt Aufrichtigkeit schon längst gestorben und Demut muss erst noch geboren werden. Lasst uns versuchen, unsere Aufrichtigkeit wieder zu beleben, und lasst uns versuchen, durch unser inneres Streben die Geburt unserer Demut zu beschleunigen. Nur dann werden wir fähig sein, Gott zu verwirklichen.
Erleuchtung liegt keineswegs in weiter Ferne. Sie ist sehr nahe, sie ist unmittelbar in uns. In jedem Moment können wir durch unseren inneren Fortschritt bewusst in die Erleuchtung hineinwachsen. Innerer Fortschritt erfolgt durch beständiges Opfer. Was opfern wir? Wir opfern falsche, schlechte Gedanken und ein falsches Verständnis der Wahrheit. Opfer und Entsagung gehen Hand in Hand. Wem entsagen wir? Dem physischen Körper, der Familie, den Freunden, den Verwandten, unserem Land, der Welt? Nein! Wir müssen unserer eigenen Unwissenheit entsagen, unseren eigenen falschen Vorstellungen von Gott und der Wahrheit. Außerdem müssen wir Gott das Ergebnis jeder unserer Handlungen opfern. Die göttliche Schau bleibt nicht länger in weiter Ferne, wenn wir das Ergebnis unserer Handlungen dem Inneren Führer darbringen.
In unserem täglichen Leben sprechen wir oft von Bindung und Freiheit. Doch Verwirklichung sagt, dass es so etwas wie Bindung und Freiheit nicht gibt. Was wirklich existiert ist Bewusstsein – Bewusstsein auf verschiedenen Ebenen, Bewusstsein, das sich in seinen vielfältigen Manifestationen seiner selbst erfreut. Im Bereich der Manifestation hat Bewusstsein verschiedene Stufen. Warum beten wir? Wir beten, weil uns unser Gebet von einer niedrigeren Stufe der Erleuchtung zu einer höheren Stufe führt. Wir beten, weil uns unser Gebet näher zu etwas Reinem, Schönem, Inspirierendem und Erfüllendem führt. Die höchste Erleuchtung ist Gottverwirklichung. Diese Erleuchtung muss nicht nur in der Seele, sondern auch im Herzen, im Verstand, im Vitalen und im Körper stattfinden. Gottverwirklichung ist bewusste, vollständige und vollkommene Vereinigung mit Gott.
Wir wollen die Welt lieben; die Welt will uns lieben. Wir wollen die Welt erfüllen; die Welt will uns erfüllen. Aber es gibt kein Bindeglied zwischen uns und der Welt. Wir haben das Gefühl, dass unsere Existenz und die Existenz der Welt zwei völlig verschiedene Dinge sind. Wir glauben, dass die Welt etwas völlig Getrenntes von uns ist. Aber hier machen wir einen bedauerlichen Fehler. Was ist das Bindeglied zwischen uns und der Welt? Gott. Wenn wir uns zuerst an Gott wenden und Gott in der Welt sehen, dann wird uns die Welt nicht nur unsere Fehler nachsehen, egal wie viele Millionen von Fehlern wir auch begehen, sondern wird uns auch seelenvoll lieben. Genauso werden wir, wenn wir die Fehler, Schwächen und Unvollkommenheiten der Welt sehen, der Welt vergeben können und sie dann inspirieren, beleben und erleuchten, weil wir Gottes Dasein in ihr fühlen.
Wenn wir Gott nicht in all unseren Aktivitäten sehen können, wird sich Frustration in unserem täglichen Leben breit machen. Wie aufrichtig wir auch versuchen mögen, die Welt zufrieden zu stellen, wie aufrichtig die Welt auch versuchen mag, uns zufrieden zu stellen, es wird immer Frustration zwischen unserem Verständnis und dem Verständnis der Welt liegen. Die Quelle der Frustration ist Unwissenheit. Unwissenheit ist die Mutter von verheerender Frustration, zerstörender Frustration und erwürgender Frustration. Wenn wir tiefer in die Unwissenheit eintreten, sehen wir, dass alles ein Spiel der Unbewusstheit ist. Frustration kann aus unserem Leben nur dann vollkommen beseitigt werden, wenn wir in die Quelle allen Daseins eintauchen. Wenn wir in die Quelle unseres eigenen Daseins und des Daseins der Welt eintauchen, nähern wir uns der Wirklichkeit. Diese Wirklichkeit ist unsere beständige Wonne, und Wonne ist der Atem Gottes.
Diese Welt gehört weder mir noch dir noch irgendjemandem. Niemals. Sie gehört Gott und Gott allein. Daher müssen wir wahrhaft weise sein. Wir müssen zuerst zum Besitzer gehen und nicht zum Besitz. Der Besitz ist hilflos, er kann nichts aus sich selbst heraus tun. Der Besitzer jedoch kann mit dem Besitz tun, was er möchte. Deshalb müssen wir zuerst eins mit Gott werden, und dann werden wir automatisch eins mit Gottes Besitztümern. Wenn wir mit Gott und Seinen Besitztümern eins werden, können wir sicher und unmissverständlich fühlen, dass die Welt uns gehört und wir der Welt.
Unwissenheit und Erleuchtung sind wie Nacht und Tag. Wir müssen zuerst in die Erleuchtung eintreten und dann die Erleuchtung in die Unwissenheits-Nacht tragen. Wenn wir versuchen, die Unwissenheit andersherum zu erleuchten, wird die Verwandlung der Unwissenheit schwierig, langsam und ungewiss sein. Das Reich der Unwissenheit zu betreten, heißt einen negativen Weg zu gehen. Wenn wir den Weg der Dunkelheit einschlagen und versuchen das Licht in der Dunkelheit zu finden, wählen wir den negativen Weg. Die beste Weise, die positive Weise, Licht zu finden, besteht darin, dem Pfad des Lichts zu folgen – dem Pfad von mehr Licht, unermesslichem Licht, unendlichem Licht. Wenn wir dem Pfad des Lichts folgen, wird Erleuchtung unweigerlich in uns erwachen.
Lasst uns nach oben schauen und das Licht von oben herab bringen. In dem Moment, da wir nach oben schauen, kommt Gottes Gnade herab. Es ist das Wesen von Gottes Gnade, auf jeden einzelnen Menschen auf Erden herabzuströmen. Wenn wir mit der Unwissenheit zu Gott hinauf steigen wollen, so ist es, als wollten wir einen Berg mit einem schweren Gewicht auf unseren Schultern erklimmen. Das ist natürlich eine schwierige Aufgabe. Stattdessen können wir am Fuße des Berges bleiben und nach Gottes Gnade rufen, die bereit ist und nur darauf wartet, zu uns vom Höchsten herab zu kommen. Für Gott ist es natürlich unendlich viel leichter, zu unserer Unwissenheit herab zu steigen, als es für uns ist, unsere Unwissenheit hinauf zu Gott zu tragen.
Erleuchtung ist das bewusste Gewahrsein der Seele. Erleuchtung ist die bewusste Schau der Wirklichkeit, die dabei ist, manifestiert zu werden. Erleuchtung ist Möglichkeit in Durchführbarkeit verwandelt. Erleuchtung ist wie der göttliche Zauberstab Gottes. In dieser Welt benutzt ein Zauberer seinen Zauberstab, um einen Gegenstand in einen anderen zu verwandeln. Wenn Gott in der Welt Erleuchtung benutzt, tritt das endliche Bewusstsein der Erde augenblicklich in das Unendliche ein und wird zum Unendlichen.
Erleuchtung ist die erste Erkenntnis oder Verwirklichung der Menschheit von Gottes allmächtiger Kraft, Gottes grenzenlosem Mitleid, Seinem unendlichen Licht und Seiner vollkommenen Vollkommenheit. Unsere Erleuchtung lässt uns erfahren, wer Gott wirklich ist. Vor der Erleuchtung ist Gott theoretisch, nach der Erleuchtung wird Gott praktisch. Erleuchtung ist also die göttliche Zauberkraft, die uns die Wirklichkeit sehen lässt, die zuerst nur Vorstellung war. Wenn Erleuchtung in einem Menschen erwacht, ist Gott nicht länger ein Versprechen, sondern eine tatsächliche Errungenschaft.
Erleuchtung findet im Verstand und im Herzen statt. Wenn der Verstand erleuchtet ist, werden wir zu Gottes Wahl. Wenn das Herz erleuchtet ist, werden wir zu Gottes Stimme. Hier in der physischen Welt hat sich der Verstand sehr stark herausgebildet. Weil der Mensch seinen intellektuellen Verstand entwickelt hat, ist er den Tieren überlegen geworden, denn die Ebene des Verstandes ist höher als die Ebene des Physischen oder des Vitalen. Zwar hat der Mensch die Fähigkeit des Verstandes kultiviert, aber die Fähigkeit des Herzens hat er noch nicht kultiviert. Wenn wir die Fähigkeit des Herzens entwickeln, werden wir sehen, dass seine Fähigkeit viel größer ist als wir uns vorgestellt haben. Wenn wir in unserem Herzen das einzigartige Gefühl dafür entwickeln, dass wir von Gottes höchster Vision stammen und für Gottes vollkommene Manifestation bestimmt sind, wird Erleuchtung stattfinden.

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