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Unglaube

Glaube wie Unglaube wirken wie Magneten – im normalen wie im spirituellen Leben. Im inneren Leben kann Zweifel, statt der Wahrheitssuche zu helfen, den Weg sogar unendlich verlängern. Sri Chinmoy zeigt, warum es uns so viel leichter fällt zu zweifeln als zu glauben.

Warum ist es leichter, nicht zu glauben als zu glauben?

Sri Chinmoy:
Es ist leichter, nicht zu glauben als zu glauben, weil Unglaube ein Akt des Hinabsteigens ist, während Glaube ein Akt des Emporsteigens ist. Hinabsteigen ist leichter als Emporsteigen.
Es ist leichter, nicht zu glauben als zu glauben, weil Unglaube ein Akt des Abreißens ist, während Glaube ein Akt des Aufbauens ist. Aufbauen ist schwieriger als Abreißen. Es ist leichter, nicht zu glauben als zu glauben, weil Unglaube ein Akt unseres selbstbezogenen Verstandes ist, während Glaube ein Akt unseres selbstgebenden Herzens ist.
Unglaube beginnt seine Reise im zweifelnden Verstand und endet im zerstörerischen Vitalen. Glaube beginnt seine Reise in der erleuchtenden Seele und marschiert weiter im weiten Königreich des strebenden Herzens.
Ein Mensch des Unglaubens sagt uns mit geschlossenen Augen, was andere sind, was die Welt ist und was er selbst für die ganze Welt tun kann, wenn er will. Ein Mensch des Glaubens sagt uns mit weit geöffneter Herzenstüre, was Gott für ihn getan hat, was Gott für ihn tut und was Gott für ihn tun wird.
Unglaube hat eine eigene Vollkommenheit. Unglaube findet seine Vollkommenheit im Zyklon der Trennung. Glaube hat eine eigene Vollkommenheit. Glaube findet seine Vollkommenheit in der Musik universellen Einsseins.
Unglaube sagt zur Welt: „Sei vorsichtig, sei vorsichtig. Sonst werde ich dich verschlingen.“ Glaube sagt zur Welt: „Komm herein, komm bitte herein. Ich habe sehnsüchtig auf dich gewartet.“
Unglaube hasst die Welt. Warum? Er fühlt, dass die Welt niemals von ihm ist und niemals für ihn sein kann. Ein Mensch des Unglaubens fühlt immer, dass diese Welt nicht zu ihm gehört und er niemals über die Welt wird herrschen können. Das ist der Grund, warum ein Mensch des Unglaubens es wagt, die Welt zu hassen.
Ein Mensch des Glaubens liebt die Welt. Warum? Er glaubt, dass diese unsere Welt nichts anderes ist als der strebende Körper Gottes, der leuchtende Traum Gottes und die erfüllende Wirklichkeit Gottes.
Wenn man im spirituellen Leben Unglauben hegt, vergrößert man nur die Entfernung zum höchsten Ziel. Doch wenn ein Sucher unermesslichen Glauben an sein spirituelles Leben, an seine eigene Suche nach der höchsten Wahrheit hat, dann verkürzt er ohne Zweifel die Entfernung. Wenn sein inneres Leben schließlich von grenzenlosem Vertrauen durchdrungen ist, dann fühlt er, dass das Ziel selbst, das Ziel des Jenseits, ihm entgegen läuft, und nicht, dass er sein Ziel zu erreichen versucht.
Es kommt eine Zeit, da ein Mensch des Unglaubens völlig frustriert ist und die Welt um sich herum aus lauter Verbitterung töten will. Doch zu seiner großen Überraschung sieht er, dass die wilde Unwissenheit der Welt ihn bereits erstochen hat. Mit seinem stolzen Wissen wollte er die Welt töten, doch bevor er dazu kam, wurde er schon von der Welt und seiner eigenen Unwissenheit getötet.
Ein Mensch des Glaubens will die Welt lieben. Zu seiner größten Überraschung sieht er, dass sich sein ganzes Dasein im Herzen der Welt befindet. Die Welt hat in den innersten Winkeln ihres Herzens schon einen Thron aufgestellt, damit der Mensch des Glaubens darauf sitzen kann.
Warum zweifeln wir? Wir zweifeln, weil wir uns vor dem Einssein, vor der Weite fürchten. Wir haben das Gefühl, dass wir unsere Identität, unsere Individualität, unser ganzes Dasein verlieren, wenn wir in die Weite eintauchen. Aber wir vergessen die unbestreitbare Wahrheit, dass es nichts anderes als die Ausweitung unseres vergöttlichten Bewusstseins ist, wenn wir in die Weite eintauchen.
Für einen gewöhnlichen Menschen, für einen nicht strebenden Menschen ist es außerordentlich schwierig, nicht zu zweifeln. Ein strebender Mensch, ein strebender Sucher weiß, dass es in ihm etwas gibt, das ihn vorwärts zum Licht, zur Wirklichkeit drängt, denn sein Leben ist ein Leben bewussten Gewahrseins. Ein nicht strebender Mensch fühlt, dass ihn etwas von außen zurückzieht, ihn zu etwas Unbekanntem zieht, zu etwas, das ihn binden wird.
Wenn wir jemanden bewusst anzweifeln, sind wir uns der Tatsache nicht gewahr, dass der innere Magnet in uns die ungöttlichen Eigenschaften dieser Person in uns hineinzieht. Was geschieht, wenn jemand etwas erreicht hat, aber wir es nicht glauben? Die Person und ihre Errungenschaft bleiben unverändert, ob wir es nun glauben oder nicht. Aber der Betreffende hat auch Unvollkommenheiten, begrenzte Fähigkeiten, Unreinheit in sich, und unser Unglauben ist ein Magnet, der nur diese Unvollkommenheiten anzieht. Wenn wir Glaube haben und unseren Glauben anerbieten, dann besitzen wir einen Magneten, der die guten Eigenschaften, die göttlichen Eigenschaften, die erleuchtenden Eigenschaften der anderen Person anzieht.
Wenn wir nicht an Gott glauben, wenn wir nicht an die Wirklichkeit glauben, bleibt Gott unverändert. Doch die Unwissenheit erhält die Gelegenheit, uns noch machtvoller und vollständiger einzuhüllen. Wenn wir an Gott glauben, erhält Gottes Mitleid die größte Gelegenheit, in und durch uns auf kraftvollste Weise zu wirken.
Je tiefer wir in das spirituelle Leben eintauchen, desto stärker werden wir uns der Kraft von Unglauben und Glauben bewusst. Unglaube ist nichts anderes als Zerstörung. Glaube ist nichts anderes als eine neue Schöpfung. Jedes Mal, wenn wir an etwas glauben, sehen wir das Angesicht eines neuen Schöpfers in uns und außerhalb von uns. Und wenn wir noch einen Schritt weiter gehen, wenn unser inneres Vertrauen vollkommen erblüht, sehen wir in uns einen vollendeten Menschen und eine befreite Seele.

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