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Entsagung

Viele Menschen glauben, Spiritualität bedeute, der Welt zu entsagen und sich von der Gesellschaft zurückzuziehen. Sri Chinmoy jedoch betont: Ein spiritueller Sucher entsagt nicht der Welt oder den Menschen, sondern der Unwissenheit.

Könntest du mir bitte einen Rat geben, ob ich meine Frau und meine Kinder verlassen soll, um tiefer in das spirituelle Leben einzutauchen?

Sri Chinmoy: In deinem Falle fühle ich, dass du bei deiner Frau und deinen Kindern bleiben solltest. Heute willst du sie verlassen, morgen willst du vielleicht Gott verlassen. Doch du wirst Gott nicht durch den Rückzug von der Menschheit verwirklichen können. Wenn du bei deiner Frau und deinen Kindern bleibst, wird deine Verwirklichung tiefer und erfüllender sein. Zwar ist in einem gewissen Stadium unserer spirituellen Reise der Verzicht auf das grobmaterielle Leben notwendig, doch auf einer höheren Stufe ist er nicht länger notwendig. Auf der höchsten Ebene suchen wir nichts mehr noch verzichten wir auf etwas.

Ich habe mich gefragt, ob wir eine Barriere zwischen uns und dem Göttlichen errichtet haben, indem wir diese stark materialistische Lebensweise, die wir jetzt sehen, hervorgebracht haben.

Sri Chinmoy: Bis zu einem gewissen Grad ist das wahr, aber gleichzeitig habt ihr im Westen nach einer materiellen Vollkommenheit gestrebt, die euch helfen kann, das Göttliche auf äußerst solide Weise aufzunehmen und zu halten. Der westliche Acker ist spirituell fruchtbar. Der Westen kann das Göttliche durch seine sehr fortgeschrittene materielle Entwicklung leicht und wirksam in der physischen Welt zum Ausdruck bringen. Der Osten kennt diese materielle Entwicklung nicht. Dieser Sinn für materielle Entwicklung ist für den Osten absolut erforderlich.
Hier im Westen braucht eure materielle Entwicklung kein Hindernis darzustellen. Im Gegenteil, sie kann von großem Vorteil sein. Ihr besitzt sowohl Dynamik als auch materielle Entwicklung. Wenn der Westen bereit ist, so wie der Osten zu akzeptieren und zu fühlen, dass das Göttliche nicht nur im Himmel, sondern auch hier auf der Erde ist, und wenn der Westen die Stille des Ostens kultiviert, entwickelt und seiner unvergleichlichen Dynamik und materiellen Entwicklung hinzufügt, dann wird Gottes alles verwandelndes Lächeln im Westen erwachen.

Habe ich Recht, wenn ich sage, dass Buddha einer derjenigen war, die eine Art von Weltflucht befürworteten?

Sri Chinmoy: Wenn du sagst, dass Buddhas Philosophie eine Philosophie der Flucht ist, wäre das eine falsche Interpretation. Was der Buddha wirklich wollte, war dem menschlichen Leiden auf der Welt ein Ende zu setzen. Wie ein göttlicher Krieger spielte er seine Rolle auf der Weltbühne. Er gebrauchte nicht den Ausdruck „Gott“, sondern sprach von „Wahrheit“ und „Licht“. Nach seiner eigenen Verwirklichung weilte er noch vierzig Jahre auf der Erde und versuchte, das Bewusstsein der Menschheit zu erheben. Er ging hierhin und dorthin, immerzu predigend und predigend. Obwohl er einen solch schwachen Körper hatte, fuhr er fort, Reden zu halten und zu versuchen, Frieden, Licht und Glückseligkeit herab zu bringen. Doch er sah, dass die Menschen, denen er zu helfen versuchte, nicht empfänglich waren, und er kam zu dem Schluss, dass es so gut wie unmöglich war, menschliches Leiden zu beenden.
Dann entdeckte er, dass es etwas gibt, das Nirwana genannt wird, wo alle Wünsche ausgelöscht sind, wo alle irdischen Neigungen ausgelöscht sind, wo alle Begrenzungen ausgelöscht sind. Dort geht man über den Bereich des Physischen hinaus und alles ist nur noch innere Existenz. Und so sagte er: „Nun bin ich sehr, sehr müde. Lasst mich zu dieser glückseligen Ebene gehen und dort ausruhen.“ Er beschloss, andere göttliche Soldaten in die Welt kommen zu lassen, um für die volle Manifestation Gottes zu kämpfen. Wenn nun ein Soldat viele Jahre lang mutig kämpft und dann ausruht, und ein anderer Soldat nach ihm beschließt, weiter zu kämpfen, bis er das Höchste manifestieren kann, dann haben wir natürlich das Gefühl, dass der zweite Soldat seine Rolle mit mehr Kraft, mehr Energie und mehr Ausdauer spielt. Wenn jemand nach der Verwirklichung manifestieren möchte, dann führt er die Menschheit natürlich einen Schritt weiter, weil Gott auch die Manifestation braucht.
Aber zu sagen, dass die erste Person ihre Aufgabe nicht erfüllt hat oder sich ihr entziehen wollte, ist falsch. Als einzelner hat Buddha seine Rolle gespielt. Der Buddha besaß Verwirklichung. Der Buddha besaß Enthüllung. Er begann auch zu manifestieren, aber zuletzt wollte er keine bewusste Rolle im Bereich der Manifestation mehr spielen. Er wollte nicht länger am Kosmischen Spiel teilnehmen. Der Buddha hat niemals befürwortet, dass man der Welt entfliehen oder sie ablehnen sollte. Er befürwortete Gebet und Meditation, um in den ewig währenden glückseligen Zustand des Bewusstseins einzutauchen. Man kann sagen, dass er einen anderen Pfad eröffnete oder man kann es auch ein Haus nennen. Diejenigen, die diesen besonderen Pfad oder dieses Haus betreten, kehren nach der Gottverwirklichung nicht mehr in die Welt zurück, während jene, die in ein anderes Haus eintreten, in die Welt zurückkommen.
Es ist nicht so, dass du darin gefangen bist, wenn du Nirwana erreichst. Nein, wenn du Nirwana erreichst, kommst du in der Regel deshalb nicht zurück, weil du es nicht willst. Es gibt jedoch auch Meister, die über den Zustand des Nirwana hinausgehen und zur Welt zurückkehren. Sie bleiben nicht in dem Haus. Das dynamische Drängen des Supreme zwingt diese Meister, in die Welt zurückzukehren, um für Seine Manifestation zu arbeiten, selbst nachdem sie ein Leben als gottverwirklichte Seele verbracht haben.

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