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Meditation

Was ist Meditation? Warum meditieren wir? Ist Meditation eine Flucht vor der Welt? Wie meditiert man, als Anfänger und wie als Fortgeschrittener? Warum bleibt ein verwirklichter Meister nicht einfach in seiner Meditation? In relativ kurzer Form erklärt Sri Chinmoy wichtige Aspekte der Meditation.

Manchmal meditieren mein Cousin und ich, indem wir einander in die Augen schauen, und wenn wir das tun, sehen wir manchmal, wie sich unsere Gesichter verändern und selbst das Haar eine andere Farbe annimmt. Ich habe mich gefragt, was das bedeutet.

Sri Chinmoy:
Du siehst seine vergangene Inkarnation und er die deine. Aber das ist keineswegs ratsam. Es ist sehr riskant für zwei Menschen, einander anzuschauen und sich bewusst auf die Augen zu konzentrieren und die Vergangenheit zum Vorschein zu bringen, weil man dabei unbewusst das eigene tierische Bewusstsein zum Vorschein bringen kann. Ich kenne in Indien Leute, die das mit ihren Geschwistern gemacht haben, und dann sind die ungöttlichen Kräfte der früheren Inkarnation des einen in den anderen eingetreten und umgekehrt. Solange wir Gott noch nicht verwirklicht haben, gibt es selbst in dieser Inkarnation viele ungöttliche Elemente in unserer Natur, gegen die wir uns behaupten müssen. Lasst uns daher nicht die Vergangenheit zum Vorschein bringen. Die Vergangenheit ist Staub, sage ich immer. Hat dir die Vergangenheit Verwirklichung gegeben? Nein! Wenn sie das hätte, wärst du nicht zu mir gekommen. Daher ist es nicht notwendig und auch nicht ratsam, in die Vergangenheit einzutauchen.

Ist Chanten eine Form der Meditation?

Sri Chinmoy:
Chanten ist genau genommen keine Form der Meditation. Es ist eine Anrufung. Du rufst Gott an, damit Er in dich eintreten möge, in dein innerstes Selbst, in deine innere Existenz. Meditation ist etwas anderes. Während du beim Chanten in der Regel Gott anrufst, damit Er deine ganze Existenz durchdringen möge, versuchst du in der Meditation auf eine umfassendere Weise in Gottes Unendlichkeit, Ewigkeit und Unsterblichkeit einzutreten.

Ist es einem spirituellen Menschen, der eines schmerzvollen Todes stirbt, möglich, seinen Schmerz durch Meditation in Freude zu verwandeln?

Sri Chinmoy:
Wenn jemand ein aufrichtiger Sucher ist, dann wird er sogar während des Sterbens große Freude erfahren. Obwohl das Physische leiden mag, wird die Wonne der Seele zum Vorschein kommen und ihn befähigen, bewusst zu meditieren. Manchmal, wenn man bewusst in den Schmerz eintritt, wird der eigene innere Mut in diesem Schmerz in Freude verwandelt.
Man kann bewusst in den Schmerz eintreten, sogar während man sich einer schweren Operation unterzieht. Als ich ein junger Mann von achtzehn oder neunzehn Jahren war, tat ich dies bei einer schweren Operation. Während der Doktor mich operierte, trat ich bewusst in den Schmerz ein und fühlte echte Freude. Ich lächelte den Doktor an, und er konnte es einfach nicht verstehen. So etwas kann jeder erfahren.

Kann Meditation einem Menschen helfen, die Angst vor dem Tod zu überwinden?

Sri Chinmoy:
Sicherlich. Meditation kann einem Sucher leicht helfen, die Angst vor dem Tod zu überwinden. Meditation bedeutet bewusste Kommunikation mit Gott. Wenn jemand sein Einssein mit Gott errichten kann, der das Leben ist, dann kann es keine Angst vor dem Tod mehr geben. Er wird nicht nur die Angst vor dem Tod besiegen, sondern noch etwas anderes: Er wird seinen Zweifel an Gottes Existenz in seinem eigenen Leben oder im Leben anderer besiegen. Wir haben sehr leicht das Gefühl, dass Gott nur in uns selbst oder nur in spirituellen Menschen existiert. Doch wenn wir meditieren, wird uns klar, dass Gott nicht nur in uns, sondern auch in den Menschen existiert, die wir nicht mögen oder schätzen.

Wenn ich zu meditieren versuche, erhalte ich ein Gefühl von Ozeanen und Wasser vor meinem geistigen Auge. Das erzeugt Angst in mir und ich kann dann nicht besonders gut meditieren. Wie kann ich meditieren, ohne dieses Gefühl zu bekommen?

Sri Chinmoy:
Versuche den Ozean als etwas von dir selbst zu sehen, als etwas in deinem inneren Wesen. Anstatt den Ozean mit seinen Strömungen, Wellen und Wassern zu sehen, denke bitte an ihn als an dein eigenes weitestes Bewusstsein und wirf dich selbst in dieses weiteste und tiefste Bewusstsein hinein. Der Ozean ist nichts, was als Feind vor dir steht. Wasser symbolisiert Bewusstsein. Wenn du dieses Bewusstsein siehst, solltest du dich glücklich und begünstigt schätzen. Es gibt so viele Sucher, die versuchen, sich den Ozean vorzustellen und ihr Bewusstsein so weit wie den Ozean zu fühlen. Versuche von nun an, dein eigenes Bewusstsein in die Fluten des Ozeans zu werfen. Dann wirst du in der Lage sein, äußerst kraftvoll und erfolgreich zu meditieren. Du wirst fähig sein, tief in dir mit dem, was deiner Seele am liebsten und am nächsten ist, in Kontakt zu treten.
Denke also daran, dass du dich außerordentlich glücklich schätzen kannst, den Ozean vor dir zu sehen. Richte deine Aufmerksamkeit nicht auf die Oberfläche des Ozeans, sondern gehe bitte still und bewusst tief in den Ozean hinein, wo du deine wahre Wirklichkeit finden wirst, welche völlige Ruhe und Stille ist.

Ich verstehe. Aber sehr oft kann ich in Bezug auf das innere Selbst nicht erkennen, ob es das wahre innere Selbst ist. Ich weiß nicht, ob es die innere Stimme oder die äußere Stimme ist, und das ist äußerst verwirrend.

Sri Chinmoy:
Ich verstehe vollkommen. Wenn du jedoch einen Lehrer erhältst, der eine verwirklichte Seele ist, dann kannst du zu ihm gehen, um Hilfe zu bekommen und herauszufinden, ob das, was du machst, richtig ist. Wenn du keinen spirituellen Lehrer erhältst, dann tauche bitte tief, tief nach innen und sieh, ob du eine Stimme oder einen Gedanken oder eine Idee empfängst. Dann gehe tief in diese Stimme oder diesen Gedanken oder diese Idee hinein und fühle, ob es dir eine Art innerer Freude oder Frieden schenkt, wo es keine Fragen, keine Probleme gibt. Wenn du diese Art von Frieden oder innerer Freude erhältst, dann kannst du spüren, ob die Stimme, die du gehört hast, richtig ist, und ob sie dir in deinem inneren und spirituellen Leben helfen wird.

Muss man sich an eine bestimmte Vorgehensweise halten, um richtig zu meditieren?

Sri Chinmoy:
Jeder hat seine eigene Art zu meditieren. Was im Grunde passiert, ist, dass das innere Wesen zum Vorschein kommt und dem Einzelnen sagt, auf diese oder jene Weise zu beten oder zu meditieren. Manchmal begegnet man auch einer spirituellen Persönlichkeit, die leicht in den Betreffenden hinein blicken und die Entwicklung und das Streben des Suchers erkennen kann. Dann kann ihm dieser spirituelle Lehrer sagen, wie und wann er meditieren soll.
Wenn du einen Lehrer hast, hast du großes Glück, besonders wenn es ein echter Lehrer ist. Wenn du keinen Lehrer hast, aber aufrichtiges Streben besitzt, wird dir Gott innerlich die richtige Meditation zeigen. Es kann nicht jeder in dieser Welt einen spirituellen Lehrer haben. Was passiert, wenn man keinen Lehrer erhält? Wir sind alle Gottes Kinder. Gott will uns nicht die Gott-Verwirklichung vorenthalten. Gott möchte, dass wir Ihn verwirklichen. Wenn du also einen Lehrer findest, ist das wunderbar. Wenn nicht, dann tauche tief nach innen, um deine eigene Art der Meditation zu entdecken.

Wenn Meditation dir ein so wunderbares Gefühl schenkt, warum bleibst du dann nicht vierundzwanzig Stunden am Tag in deiner höchsten Meditation? Warum hältst du z.B. Vorträge?

Sri Chinmoy:
Was macht man, wenn man einige Jahre studiert und seinen Doktortitel erhalten hat? Man beginnt zu lehren. Was mich betrifft, so hat mir mein ewiger Vater ein großes Herz gegeben. Ich weiß, wie sehr ich gelitten habe, um Ihn zu verwirklichen, Ich weiß, durch welche Schmerzen und Seelenqualen ich hindurch gegangen bin, um das Höchste zu verwirklichen. Nun sehe ich diese Schmerzen bei meinen Brüdern und Schwestern. Sie leiden so, wie ich litt. Auch ich habe einmal in den Vergnügungen der Unwissenheit geschwelgt. Nun sehe ich, wie ihnen dasselbe widerfährt. Da mir Gott aus Seiner unendlichen Güte heraus Liebe, Licht und andere göttliche Eigenschaften gegeben hat, will ich sie dem Teil der leidenden Menschheit anerbieten, der sich nach ihnen sehnt. Ich bin für diejenigen, die wirklich Licht von mir wollen. Wenn Gott will, dass ich meinen Brüdern und Schwestern, die wirklich Licht brauchen, zu Diensten bin, dann erfreue ich Gott, indem ich der Menschheit diene.
Eine gottverwirklichte Seele ist jemand, der Gott auf Gottes eigene Weise zufrieden stellen will. Da Gott möchte, dass ich den strebenden Menschen zu Diensten bin, erhalte ich dadurch die größte Freude, und nicht, wenn ich in meinem höchsten Bewusstsein bleibe, was ich leicht könnte. Sehr oft zeige ich dieses Bewusstsein während unserer Meditationen meinen Schülern und Anhängern. Sie haben es schon oft gesehen. Aber wem wird es nützen, wenn ich die ganze Zeit über in diesem Bewusstsein bleibe? Das wäre sehr egoistisch von mir. Ich besitze den Reichtum, aber wenn ich ihn ganz für mich behalte, was hat dann die von Armut geplagte Welt davon? Nur wenn ich ihn für andere benutze, die ihn verzweifelt brauchen, wird Gott mit mir zufrieden sein. Diese Menschen brauchen Gott, und Gott braucht sie ebenfalls. Ich bin der Vermittler. Ich gehe zu Gott mit gefalteten Händen, weil Er etwas zu geben hat. Ich nehme, was Er hat, und anerbiete es mit gefalteten Händen der Menschheit. Die Menschheit hat auch etwas zu geben. Ihre Gabe ist die Unwissenheit. Ich tausche lediglich Gottes Gabe – das Licht – gegen die Gabe der Menschheit – die Unwissenheit. Die wahre Aufgabe eines Gurus, wenn es sie denn gibt, besteht darin, der Welt zu zeigen, dass seine Taten in vollkommener Übereinstimmung mit seinen Lehren stehen.

Wenn man sich spirituell entwickelt, wird dann die Meditation länger und wechselt sie ihren Fokus beziehungsweise ihre Ausrichtung?

Sri Chinmoy:
Jemand, der spirituell weit entwickelt ist, wird natürlich in der Lage sein, länger zu meditieren als ein relativer Anfänger. Aber Meditation ist keine Frage der Zeit; sie ist eine Frage des inneren Strebens. Wenn jemand ein wahres, tiefes inneres Streben besitzt, wird er in der Lage sein, länger zu meditieren, weil Meditation für ihn leicht sein wird. Er wird fühlen, dass Gott-Verwirklichung das einzige Ziel in seinem Leben ist. Jemand, der nur wenig inneres Streben besitzt, wird fünf oder zehn Minuten lang aus Disziplin oder Pflichtgefühl heraus meditieren, aber mit wenig Freude oder Inspiration.
Viele Leute glauben, dass ein wahrer Sucher mindestens acht Stunden am Tag meditieren muss. Ich habe es getan. Obwohl ich in meiner vergangenen Inkarnation Verwirklichung erreichte, habe ich in dieser Inkarnation, als ich dreizehn Jahre alt war, bis zu acht, neun, zehn, dreizehn Stunden am Tag meditiert. Aber ich hatte die Fähigkeit dazu. Ich rate meinen Schülern nicht, das nachzumachen, denn ich kenne ihre Kapazität. Sie würden einen geistigen Zusammenbruch erleiden. Es wäre einfach unmöglich für sie. Es wäre keine wahre Meditation. Ich sage nicht, dass sie unaufrichtig sind. Nein! Sie sind äußerst aufrichtig. Aber Fähigkeit ist wie ein Muskel. Man muss sie schrittweise entwickeln. Du fängst mit fünfzehn Minuten an und dehnst es auf eine halbe Stunde aus. Jene, die jetzt eine halbe Stunde lang meditieren, werden bald fähig sein, eine Stunde oder anderthalb Stunden lang zu meditieren.
Schritt für Schritt wird deine innere Fähigkeit wachsen. Zur entsprechenden Zeit wird dir dein inneres Wesen sagen, wenn du acht Stunden lang meditieren kannst. Aber jetzt solltest du es nicht einmal versuchen. Es würde nur ein Unglück in deinem Leben verursachen.
Nachdem man die Verwirklichung erreicht hat, braucht man nicht länger auf die Weise zu meditieren, wie ein Sucher oder Anfänger meditiert. Wenn man Verwirklichung erlangt hat, was gleichbedeutend ist mit Einssein mit dem Supreme, dann geht die eigene Meditation beständig weiter – in dieser Welt, in jener Welt, in allen Welten. Wenn man Gott verwirklicht hat, meditiert man nicht, um etwas zu erreichen oder über etwas hinauszugehen. Man meditiert, um Frieden, Licht und Glückseligkeit in die Menschheit herab zu bringen, oder um das Bewusstsein der Sucher zu erwecken.

Würdest du mir bitte sagen, wie ein Anfänger zu meditieren beginnen sollte?

Sri Chinmoy:
Zuerst solltest du einige spirituelle Bücher lesen, in denen die verschiedenen Wege gelehrt werden, wie man zu meditieren beginnt. Dann fängst du an. Bald wirst du feststellen, dass es nicht ausreicht, Bücher zu lesen. Du wirst sehen, dass du einen bestimmten Lehrer brauchst. Dieser Lehrer wird wissen, welche Art von Meditation am besten zu deiner Natur und deiner Seele passt. Wenn du keinen Lehrer hast, dann bete zu Gott, dir innerlich zu zeigen, welche Art von Meditation du anwenden sollst. Dann wird dich Gott in einem Traum oder in einem Moment der Stille spüren lassen, was du tun solltest. Nun kannst du deine Reise beginnen.
Wenn du richtig meditierst, wirst du eine Art Freude in deinem ganzen Körper spüren. Wenn du diese Freude jedoch nicht fühlst, sondern im Gegenteil eine mentale Spannung oder Störung, dann weißt du, dass diese Art der Meditation für dich nicht geeignet und nicht zu empfehlen ist. Wenn du eine spontane innere Freude erhältst, dann hast du die richtige Art der Meditation gewählt.

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