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Yoga und Gottverwirklichung

Yoga bedeutet Vereinigung – die Vereinigung des Menschen mit dem Höchsten: Gott. Sri Chinmoy beschreibt die drei klassischen Yoga-Wege des Bhakti, Jnana und Karma-Yoga, die alle zur Selbst- oder Gottverwirklichung führen, und beantwortet verschiedene Fragen zu praktischen und allgemeinen Aspekten des Yoga.

Kann Yoga uns im täglichen Leben helfen?

Sri Chinmoy:
Sicherlich. Yoga hilft uns in unserem täglichen Leben. Genau genommen kann Yoga die größte Hilfe in unserem täglichen Leben sein. Unser menschliches Leben ist erfüllt von Zweifeln, Angst und Frustration. Yoga hilft uns, die Angst durch unbezwingbaren Mut, den Zweifel durch absolute Sicherheit und Frustration durch goldene Errungenschaften zu ersetzen.

Wer eignet sich für den Yoga?

Sri Chinmoy:
Wer eignet sich für den Yoga? Du eignest dich für den Yoga. Er eignet sich für den Yoga. Ich eigne mich für den Yoga. Alle Menschen ohne Ausnahme eignen sich für den Yoga.
Die spirituelle Eignung kann durch unser Gefühl des Einsseins, unser Verlangen nach Einssein bestimmt werden. Der kleinste Tropfen hat das Recht, den grenzenlosen Ozean als sein eigen zu fühlen oder danach zu verlangen, den Ozean als sein eigen zu besitzen. Das Gleiche gilt für die individuelle Seele und die universelle Seele.
Wo ist Gott und wo bin ich? Gott ist im dritten Stock, und ich bin im ersten Stock. Ich gehe zum zweiten Stock hinauf. Er kommt zum zweiten Stock herab. Wir treffen uns. Ich vergesse nicht, Seine Füße mit meinen Tränen der Wonne zu waschen. Er vergisst ebenso wenig, mich in Sein Herz unendlichen Mitleids zu schließen.
Was ist Yoga? Yoga ist Selbsteroberung. Selbsteroberung ist Gott-Verwirklichung. Wer Yoga praktiziert, schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Er vereinfacht sein ganzes Leben, und er erhält einen freien Zugang zum Göttlichen.
Im Yoga können wir niemals etwas vortäuschen. Unser inneres Streben muss wahrhaftig sein. Unser ganzes Leben muss wahrhaftig sein. Nichts ist einem glühenden Strebenden unmöglich. Eine höhere Kraft lenkt seine Schritte. Gottes diamantener Wille ist sein sicherster Schutz. Egal wie lang oder wie oft ein Strebender Fehler macht, er hat jedes Recht, zu seinem eigenen spirituellen Heim zurückzukehren. Sein inneres Streben ist eine emporsteigende Flamme. Sie brennt ohne Rauch, sie braucht kein Öl. Sein Streben ist der Atem seines inneren Lebens. Es führt ihn zu den Ufern des Goldenen Jenseits. Der Strebende schwingt sich auf den Flügeln seines inneren Strebens in das Reich des Transzendentalen empor.
Gott ist unendlich und Gott ist allgegenwärtig. Für einen wahren Strebenden ist das mehr als bloßer Glaube. Es ist die alleinige Wirklichkeit.
Es ist ein Irrtum zu glauben, das spirituelle Leben sei ein Leben der Askese und ein Bett voller Dornen. Niemals! Wir kommen aus der Glückseligkeit. Zur Glückseligkeit werden wir mit der spontanen Freude des Lebens zurückkehren. Es erscheint schwierig, weil wir unserem Ego dienen. Es erscheint unnatürlich, weil wir unsere Zweifel nähren.
Die Verwirklichung Gottes ist das Ziel unseres Lebens und unser edelstes Erbe. Gott ist zugleich unser Vater und unsere Mutter. Als unser Vater beobachtet Er; als unsere Mutter erschafft Er. Wie ein Kind werden wir niemals aufhören, etwas von unserer Mutter zu verlangen, damit wir die Liebe und Gnade unserer Mutter gewinnen können. Wie lange kann eine Mutter das Schreien ihres Kindes überhören? Vergessen wir nicht: Wenn es etwas gibt, auf das alle Menschen vollen Anspruch haben, so ist es der Mutteraspekt des Göttlichen. Sie ist die einzige Stärke unserer Abhängigkeit; Sie ist die einzige Stärke unserer Unabhängigkeit. Ihr Herz, das Heim der Unendlichkeit, steht jedem Menschen ewig offen.
Wir sollten uns nun mit den acht wichtigen Schritten vertraut machen, die einen Sucher an sein Ziel führen. Diese Schritte sind: Yama, Selbstkontrolle und moralische Enthaltsamkeit; Niyama, strikte Beobachtung von Verhalten und Charakter; Asana, verschiedene Körperhaltungen, die uns helfen, in ein höheres Bewusstsein zu gelangen; Pranayama, systematisches Atmen, um den Verstand zu zügeln; Pratya-Hara, Rückzug vom Leben der Sinne; Dharana, die Konzentration unseres Bewusstseins auf Gott, alle Körperteile eingeschlossen; Dhyana, Meditation, der unermüdliche Schnellzug in Richtung Ziel; und Samadhi, die Trance, das Ende des Tanzes der Natur, das völlige Verschmelzen unseres individuellen Bewusstseins mit dem unendlichen Bewusstsein des transzendentalen Supreme.
Yoga ist unsere Vereinigung mit der Wahrheit. Es gibt drei sich entwickelnde Stufen dieser Vereinigung. Auf der ersten Stufe muss der Mensch fühlen, dass Gott ihn genauso braucht, wie er Gott braucht. Auf der zweiten Stufe muss der Mensch fühlen, dass Gott ohne ihn nicht eine Sekunde lang existiert. Auf der dritten und letzten Stufe muss der Mensch erkennen, dass er und Gott nicht nur ewig eins sind, sondern einander gleich, alldurchdringend und allerfüllend.

Kann jeder Yoga praktizieren?

Sri Chinmoy:
Ja, jeder kann Yoga praktizieren, und zwar ungeachtet des Alters. Aber wir müssen verstehen, was Yoga wirklich beinhaltet. Leider gibt es viele Menschen, die glauben, dass Yoga nur Körperhaltungen und Atemübungen bedeutet. Das ist ein bedauerlicher Fehler. Diese Haltungen und Übungen sind vorbereitende Stufen, die zu Konzentration und Meditation führen, welche dann erst zu einem tieferen, höheren und erfüllteren Leben hinführen können.
Yoga ist nichts Unnatürliches, Unnormales oder Weltfremdes. Es ist etwas Praktisches, Natürliches und Spontanes. Im Augenblick wissen wir nicht, wo Gott ist und wie Gott aussieht. Aber indem wir Yoga praktizieren, sehen wir Ihn aus erster Hand. So wie wir in der materiellen Welt durch ständige Praxis in unserer gewählten Aktivität erfolgreich werden, genauso erreichen wir auch in der spirituellen Welt durch das Praktizieren des Yoga das Ziel aller Ziele: Gott-Verwirklichung.

Würdest du uns bitte etwas über Jnana Yoga erzählen?

Sri Chinmoy:
Der Glauben eines Bhakta an Gott und die Liebe zur Menschheit des Karma Yogis interessieren einen Jnana Yogi nicht, und noch weniger inspirieren sie ihn. Er will nichts anderes als den Verstand. Mit seiner mentalen Kraft strebt er nach der persönlichen Erfahrung der höchsten Wahrheit. Er sieht Gott als die Quelle allen Wissens, und er fühlt, dass er durch seinen Verstand sein Ziel erreichen wird. Am Anfang seines Weges denkt er, dass nichts so wichtig ist wie die Erfüllung des Verstandes. Letzten Endes jedoch gelangt er zu der Erkenntnis, dass er den Verstand transzendieren muss, wenn er im Höchsten Wissen zu leben wünscht.
Das Leben ist ein Mysterium. Der Tod ebenso. Ein Jnana Yogi möchte diese beiden scheinbar unergründlichen Mysterien von Gottes Schöpfung ergründen. Er möchte auch über Leben und Tod hinausgehen und im Herzen der Höchsten Wirklichkeit verweilen.
Der Mensch lebt in der Sinnenwelt. Er weiß nicht, ob diese Welt wirklich oder unwirklich ist. Einem gewöhnlichen Menschen ist sein eigenes Dasein genug. Er verfügt weder über das Denkvermögen noch über das aufrichtige Interesse, in die tiefere Bedeutung des Lebens einzudringen. Er möchte den Problemen von Leben und Tod aus dem Weg gehen. Unglücklicherweise aber gibt es kein Entkommen. Er muss im Meer der Unwissenheit schwimmen. Nur ein Jnana Yogi kann ihn lehren, durch das Meer der Unwissenheit zu schwimmen und in das Meer des Wissens und des Lichtes zu gelangen.

Kannst du bitte erklären, was Karma Yoga ist?

Sri Chinmoy:
Karma Yoga ist wunschloses Handeln, das nur um Gottes Willen ausgeführt wird. Karma Yoga ist die aufrichtige Annahme der irdischen Existenz durch den Menschen. Karma Yoga ist der furchtlose Marsch des Menschen über das Schlachtfeld des Lebens. Karma Yoga ist nicht einer Meinung mit jenen, für die die Aktivitäten des menschlichen Lebens ohne Bedeutung sind. Karma Yoga erklärt, dass das Leben eine göttliche Gelegenheit ist, Gott zu dienen. Dieser Yoga ist nicht nur der Yoga physischen Handelns, sondern er schließt auch das moralische und das innere Leben des Strebenden mit ein.
Diejenigen, die diesem Pfad folgen, beten für einen starken und vollkommenen Körper. Sie beten auch für ein langes Leben. Dieses lange Leben ist nicht einfach nur die Verlängerung des Lebens an Jahren. Es ist ein Leben, welches sich nach der Herabkunft der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lichts und der göttlichen Kraft auf die materielle Ebene sehnt. Karma Yogis sind die wahren Helden auf der irdischen Bühne, und ihnen gehört der göttlich triumphierende Sieg.
Einem Karma Yogi sind die Wellen der Enttäuschung und der Verzweiflung im menschlichen Leben völlig fremd. Er sieht sich selbst als Bindeglied zwischen irdischen Pflichten und himmlischer Verantwortung. Er hat viele Waffen, um die Welt zu bezwingen, aber sein Nichtverhaftetsein ist die mächtigste. Sein Nichtverhaftetsein trotzt sowohl den niederschmetternden Schlägen des Versagens als auch den Egobefriedigenden Wogen des Erfolges. Sein Nichtverhaftetsein geht weit über die Fesseln der qualvollen Schmerzen der Welt und die Umarmung der pulsierenden Freude der Welt hinaus.
Viele aufrichtig Strebende fühlen, dass die ergebenen Gefühle eines Bhakta und das durchdringende Auge eines Jnani keinen Platz im Karma Yoga haben. Hier irren sie sich jedoch. Ein wahrer Karma Yogi ist der, dessen Herz unerschütterlichen Glauben an Gott hat, dessen Verstand ständiges Gewahrsein Gottes besitzt, und dessen Körper aufrichtige Liebe zur Menschheit hegt.
Einem Bhakta fällt es leicht, die Welt zu vergessen, und einem Jnani fällt es leicht, die Welt zu ignorieren. Aber die Bestimmung eines Karma Yogis ist eine andere. Gott will, dass er in der Welt lebt, mit der Welt lebt und für die Welt lebt.

Würdest du bitte etwas über Bhakti Yoga sagen?

Sri Chinmoy:
Frage einen Menschen nach Gott, und er wird endlos reden. Frage einen Bhakta nach Gott, und er wird nur zwei Dinge sagen: Gott ist reine Zuneigung, Gott ist reine Süße. Der Bhakta geht sogar noch einen Schritt weiter. Er sagt: „Ich kann versuchen, ohne Brot zu leben, aber ich kann niemals ohne die Gnade meines Herrn leben.“ Das Gebet eines Bhakta ist sehr einfach: „O mein Herr und Gott, tritt in mein Leben mit Deinem Auge des Schutzes und mit Deinem Herzen des Mitleids.“ Dieses Gebet ist der schnellste Weg, an Gottes Tür zu klopfen, und auch der leichteste Weg, Gott die Tür öffnen zu sehen.
Ein Karma Yogi und ein Jnana Yogi mögen für einen Augenblick am Zweifel an Gottes Existenz leiden. Aber ein Bhakta kennt ein solches Leiden nicht. Für ihn ist die Existenz Gottes eine axiomatische Wahrheit. Mehr noch, sie ist das spontane Empfinden seines Herzens. Aber leider muss auch er eine Art von Leiden erfahren. Er leidet an der Trennung von seinem Geliebten. Mit den Tränen seines hingebungsvollen Herzens sehnt er sich danach, seine süßeste Einheit mit Gott wieder herzustellen. Der denkende Verstand kann den Bhakta nicht bezaubern. Die harten Fakten des Lebens können seine Aufmerksamkeit nicht auf sich lenken, geschweige denn ihn in Anspruch nehmen. Er will dauerhaft in einem Gotttrunkenen Reich leben.
Ein Devotee (Gottgeweihter) fühlt, dass Gott ihm entgegen läuft, wenn er auf Gott zugeht. Ein Devotee fühlt, dass Gott eine Stunde lang nach ihm ruft, wenn er auch nur eine Sekunde lang an Gott denkt. Ein Devotee fühlt, dass Gott ihn mit einem Meer ambrosialer Liebe umfängt, wenn er zu Gott mit einem Tropfen seiner Liebe kommt, um Gottes unendlichen Durst zu stillen.
Die Beziehung zwischen einem Devotee und Gott kann nur gefühlt, aber niemals beschrieben werden. Armer Gott - Er denkt, dass Ihn kein Mensch auf Erden einfangen kann, da Er unschätzbar wertvoll ist. Doch zu Seiner größten Überraschung, zu Seiner größten Freude gelingt es der hingebungsvollen Ergebenheit seines Devotees, Ihn einzufangen.

Was versteht man eigentlich unter Yoga?

Sri Chinmoy:
„Yoga“ bedeutet „Vereinigung“ - die Vereinigung des Menschen mit Gott. Yoga sagt uns, dass wir eine göttliche Eigenschaft in uns tragen, die inneres Streben heißt, und dass Gott eine göttliche Eigenschaft namens Mitleid besitzt. Yoga ist das Bindeglied zwischen unserem inneren Streben und Gottes Mitleid.
Yoga ist die Sprache Gottes. Wenn wir mit Gott sprechen wollen, müssen wir Seine Sprache erlernen. Was ist Yoga? Yoga offenbart Gottes Geheimnis. Wenn wir Gottes Geheimnis erfahren wollen, müssen wir uns auf den Pfad des Yoga begeben. Was ist Yoga? Yoga ist der Atem Gottes. Wenn wir durch Gottes Auge sehen und mit Seinem Herzen fühlen wollen, wenn wir in Gottes Traum leben und Gottes Wirklichkeit erfahren wollen, wenn wir den Atem Gottes besitzen und schließlich zu Gott Selbst werden wollen, dann wird uns Yoga zuwinken.
Was wir tun müssen, ist das Leben anzunehmen und das Göttliche in uns hier auf Erden zu erfüllen. Das kann nur durch das Transzendieren unserer menschlichen Begrenzungen erzielt werden.
Yoga sagt uns, wie weit wir in Richtung Gott-Verwirklichung vorangekommen sind. Er erzählt uns auch von unserer auserwählten Rolle in Gottes Kosmischem Drama. Das letzte Wort des Yoga ist, dass jede menschliche Seele ein göttlicher Vertreter Gottes auf Erden ist.
Lasst uns nun unsere Aufmerksamkeit auf den praktischen Aspekt des Yoga richten. Es gibt verschiedene Arten von Yoga: Karma Yoga, den Pfad des Handelns, Bhakti Yoga, den Pfad der Liebe und Hingabe, und Jnana Yoga, den Pfad des Wissens. Diese drei sind die drei Haupttore zu Gottes Palast. Wenn wir Gott auf die süßeste und innigste Weise sehen und fühlen möchten, müssen wir Bhakti Yoga praktizieren. Wenn wir Gott in der Menschheit durch unseren selbstlosen Dienst verwirklichen wollen, müssen wir Karma Yoga praktizieren. Wenn wir Weisheit und die Herrlichkeit von Gottes Transzendentalem Selbst verwirklichen wollen, müssen wir Jnana Yoga praktizieren.
Eines ist sicher. Diese drei Pfade führen uns zur Selbst-Verwirklichung in der Gott-Verwirklichung und zur Gott-Verwirklichung in der Selbst-Verwirklichung.

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