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Seele

Wir glauben, der Körper zu sein. Doch in Wirklichkeit sind wir die Seele. Sri Chinmoy erklärt, wie wir uns dessen bewusst werden können, wie wir erkennen können, welche Aufgabe unsere Seele hat, und ob die Seele jemals unglücklich sein kann.

Würden wir es bemerken, wenn wir eine neue Seele bekämen?

Sri Chinmoy: Die meisten Menschen würden es nicht bemerken. Doch wenn ein Meister will, dass sein Schüler weiß, was er für ihn getan hat, kann er es ihm bewusst machen, und dann wird dieser es auch glauben.

Die betreffende Person wird sich jedoch anders verhalten als früher, ohne den Grund dafür zu kennen. Sie mag manchmal Dinge tun, ohne zu wissen, warum. Sie kann sich verrückt benehmen, so als wäre irgendeine negative Kraft in sie eingedrungen, oder sich aber auch in positiver Weise verändern.

Was denkt sich eine Seele, wenn sich eine neue Seele im selben Körper zu ihr gesellt?

Sri Chinmoy: Ein Körper kann nicht zwei Seelen haben. Aber wenn die alte Seele nicht gut genug durch das Physische, das Vitale und den Verstand wirken konnte, kann sie durch eine dynamischere, weiter entwickelte Seele ersetzt werden, sofern dies Gottes Wille, der Wille des Supreme ist.

Wenn sich die Seele einen Verstand oder ein Vitales aussucht, weiß sie dann zu diesem Zeitpunkt schon, was damit auf sie wartet?

Sri Chinmoy: Zu Beginn ihrer Lebensreise stehen ihr viele verschiedene Möglichkeiten offen. Gott weiß zwar alles, aber Er verschleiert die Zukunft. Selbst Gott macht nicht immer von Seiner Allwissenheit Gebrauch, denn sonst gäbe es kein Spiel. Nehmen wir an, ein Spiel dauert fünfundvierzig Minuten. Gott kann leicht alle fünfundvierzig Minuten im Voraus überblicken. Heute zählt Er vielleicht durchgehend von eins bis fünfundvierzig. Würde Er jedoch morgen "eins" sagen und dann gleich auf "fünfundvierzig" springen, würden die Menschen sagen: "Es ist sinnlos, mit Dir zu spielen! Du kannst die Zahlen ja nach Belieben überspringen und wir nicht." Deshalb spielt Gott das Spiel nicht auf diese Weise.

Besitzt jeder von uns ein gebrauchtes Vitales und einen gebrauchten Verstand? Hat jemand mein Vitales oder mein Herz schon vor mir benutzt?

Sri Chinmoy: Solange sie eines hat, ist das der Seele egal. Es ist wie mit einem Musikinstrument oder einem Fußball. Du verwendest ihn eine Zeit lang und wenn er dir nicht mehr gefällt, kaufst du dir einfach einen neuen. Wenn du aber einen bestimmten Fußball besonders magst, wirst du ihn so lange verwenden, bis er entweder unbrauchbar geworden ist oder bis du alle Möglichkeiten, die er dir bietet, ausgeschöpft hast.

Es hängt ganz davon ab, was die Seele erreichen will. Manchmal sucht sich die Seele einen starken, dominanten Verstand aus; ein andermal hingegen erachtet sie das nicht als notwendig. Wenn jemand mit guten Fußballern spielt, wird er auch einen guten Ball verwenden wollen, während für weniger gute Spieler jeder beliebige Fußball ausreicht. Es hängt also ganz davon ab, mit wem die Seele in der Arena des Lebens spielen will.

Was passiert im Augenblick des Todes mit dem Vitalen?

Sri Chinmoy: Es gibt zwei Arten des Vitalen. Das eine ist das so genannte physische Vitale, das sich im Körper befindet. Das andere ist das eigentliche Vitale, welches völlig eigenständig und kein Teil der physischen Welt ist. Wenn die Seele den Körper verlässt, zerfällt dieser in seine fünf Elemente. Das eigentliche Vitale geht dann in die Welt des Vitalen ein. Der Verstand begleitet das Vitale für kurze Zeit – ein paar Tage oder Monate –, um anschließend auf die mentale Ebene, also in seine eigene Welt, zurückzukehren. Die Seele bleibt gewöhnlich zwei bis sechs Monate auf der Vitalebene, manchmal sogar ein ganzes Jahr. Die Zeitdauer ist von Fall zu Fall verschieden. Dann schreitet die Seele zur mentalen Ebene weiter und von dort in die Region des spirituellen Herzens.

Während des Aufenthaltes in seiner eigenen Welt kann das Vitale manchmal beträchtlich leiden. Ist es unerleuchtet und unrein, so wird es dort gnadenlos gequält. Wenn unser drittes Auge geöffnet ist, sehen wir, dass keine menschliche Strafe so hart und grausam sein kann wie die Bestrafung auf der vitalen Ebene. Wenn das Vitale hingegen versucht hat, mit der Seele eins zu sein, und ihr auf Erden gehorsam war, leidet es in der Vitalwelt nicht. Spirituell fortgeschrittene Sucher leiden dort praktisch gar nicht, weil ihnen dieser Ort vertraut ist.

Was geschieht mit der Seele eines von Menschen gefertigten Gegenstandes, wenn dieser kaputt geht oder zerstört wird?

Sri Chinmoy: Nehmen wir an, ein Haus ist zerstört worden. In diesem Fall werden die Bewohner einfach versu- chen, ein neues Haus zu finden. Auch für die Seele bedeutet die Tatsache, dass ihr Körperkäfig zerstört wurde, nicht, dass sie nie wieder eine neue Form finden wird, in der sie wohnen kann. Ist die Seele einmal in den Evolutionsprozess eingetreten, wird sie fortfahren zu wirken, bis sie das göttliche Licht gemäß ihrem Potenzial vollständig manifestiert hat. Wenn es Gottes Wille ist, wird sie in die Region der Seele gehen, um sich dort auszuruhen. Sie kann aber auch einige Tage oder Monate hier auf der Erde bleiben und dann wieder eine neue Form annehmen. Doch die Seele wird nie aufhören zu existieren.

Menschliche Seelen – vor allem jene, die spirituell streben – sind höher entwickelt als andere, weil sie mehr Licht in sich tragen. Im Augenblick sitze ich auf einem Stuhl. Ich bin spirituell und meine Seele hat mehr Licht als die Seele des Stuhls. Doch dieser Stuhl wird inneren Fortschritt machen, weil ich Licht heruntergebracht habe und er es aufgenommen hat – eine Gelegenheit, die ein anderer Stuhl nicht erhalten mag.

Das ist auch im spirituellen Leben so. Wenn wir zu einem spirituellen Meister gehen und ihn sprechen hören oder meditieren sehen, beschleunigt sich unser innerer Fortschritt, ob wir es glauben oder nicht. Hier in diesem Zimmer befinden sich im Moment vierzig oder fünfzig Sucher, und jeder diese Suchenden erhält gemäß seiner Empfänglichkeit innerlich etwas von mir. Jede Seele hier nimmt eine bestimmte Menge innerer Nahrung auf, die ihr hilft, schneller Fortschritt zu machen.

Ist es möglich, durch Meditation, die aus ausgedehntem Singen und Chanten besteht, unsere Seele zu fühlen?

Sri Chinmoy: Es ist sehr gut möglich, durch Singen und Chanten das Licht und die Wirklichkeit der Seele zu fühlen und in sie hinein zu wachsen. Es hängt ganz davon ab, wie du es tust. Wenn du während des Singens und Chantens umherschaust, um festzustellen, ob andere deine außergewöhnliche Stimme bewundern, wirst du niemals in der Lage sein, deine Seele zu fühlen. Wenn du beobachtest, dass deine Stimme jedermann enorme Freude in Form einer Gefühlserregung schenkt, dann sollte dir bewusst sein, dass es eine Gefühlserregung in der vitalen Welt des Publikums ist. Doch wenn du seelenvoll und hingebungsvoll singst und du in jedem Augenblick fühlst, dass du dem Supreme in dir eine Dankbarkeits-Blume schenkst, dann wirst du mit Sicherheit deine Seele fühlen. Du solltest fühlen, dass du in dir einen endlosen Vorrat an Dankbarkeitsblumen hast und dass du in jedem Augenblick Dankbarkeit anbietest. Wenn du das fühlen kannst, wirst du, während du singst und chantest, unweigerlich die Seele sehen, die Seele fühlen und in das Licht und die Wirklichkeit der Seele hineinwachsen.

Es wird immer wieder davon gesprochen, dass die Welt sich selbst zerstört; dann beginnen die Leute, sich persönlich zu ängstigen. Würde das Ende der physischen Welt, so wie wir sie kennen, eine Bedrohung für die Seele sein?

Sri Chinmoy:
Wenn die physische Welt zerstört würde, wäre das keine Bedrohung für die Seele, da die Seele im Reich der Seele bleiben kann. Aber wenn die Seele das Göttliche in all seinen Aspekten manifestieren möchte, dann muss sie sich in einem menschlichen Körper in der physischen Welt inkarnieren.

Oft ist es so, dass die Seele gewisse Erfahrungen braucht, auch wenn sie momentan nachteilig scheinen. Wie können wir unterscheiden zwischen Erfahrungen, die die Seele braucht, und solchen, die unserem eigenen egoistischen Verlangen entspringen?

Sri Chinmoy:
Die Seele macht keine Erfahrungen, die unnötig sind. Wann immer die Seele eine Erfahrung macht, steht ein göttlicher Zweck dahinter. Aber auf der physischen Ebene vermögen wir oft nicht, diesen göttlichen Zweck zu erkennen. Wir sehen darin nur einen Zwischenfall auf unserer Reise hier auf Erden. Es gibt vieles, was unser physischer Verstand nicht verstehen kann, wenn unsere Seele die Erfahrungen macht. Es ist auch wahr, dass wir durch unsere Eigensinnigkeit unserer Seele einige unwichtige Erfahrungen aufzwingen. Aber was wir „nachteilige Erfahrungen“ nennen, ist für unsere Seele nicht von Nachteil, da in der weiten Schau des Lichts unserer Seele diese Erfahrungen alles Möglichkeiten sind zu wachsen, sich zu entwickeln, eine höhere Wahrheit zu manifestieren oder eine größere Mission auf der Erde zu erfüllen.

Wie erkennt man, ob man der Mission seiner Seele dient oder einfach nur seine Eitelkeit befriedigt?

Sri Chinmoy:
Man kann zwischen beidem nur dann unterscheiden, wenn man handelt, ohne durch Wünsche oder Verlangen motiviert zu sein und ohne vom Ergebnis seines Handelns beeinflusst zu werden. Wenn man sich in diesem Bewusstseinszustand befindet, kann man leicht erkennen, ob man der Mission seiner Seele dient oder einfach nur seine Eitelkeit befriedigt. Arbeit, die dem Selbst gewidmet ist, führt den Sucher zur Erfüllung der Mission seiner Seele. Arbeit, die zur eigenen Befriedigung getan wird, führt den Menschen zum Vergnügen, das schließlich in Selbstzerstörung endet.

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