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Schüler-Meister-Beziehung

Die tiefste, fruchtbarste und dauerhafteste Beziehung zwischen zwei Menschen ist die zwischen Meister und Schüler. Sri Chinmoy beantwortet eine Vielzahl von Fragen zu diesem unerschöpflichen Thema: Was einen guten Schüler ausmacht, welche Haltung der Schüler haben sollte, welche Aufgabe der Meister hat.

Wie wird man zu einem erstklassigen Schüler?

Sri Chinmoy:
Durch Dienen, Dienen auf jede erdenkliche Weise. Wie dient man? Man dient durch inneres Streben. Und wie erhält man inneres Streben? Am Anfang musst du deine Vorstellungskraft bemühen. Vorstellungskraft ist nichts Schlechtes; im Gegenteil, sie ist etwas sehr Wichtiges für den Wissenschaftler, für den Dichter, für jeden. In jedem Lebensbereich musst du deine Vorstellungskraft bemühen. Dann erst kannst du etwas tun, kannst du etwas werden. Mit deiner Vorstellungskraft wirst du versuchen, das Licht des Supreme zu verbreiten, das Licht, das ich für dich herab bringe.

Wie kann man einen erstklassigen Schüler erkennen?

Sri Chinmoy:
Ein wirklich erstklassiger Schüler wird nie eine Entscheidung für sich selbst treffen. In dem Moment, wo jemand seine eigenen Entscheidungen trifft, entfernt er sich Millionen von Meilen vom Meister. Ob du ein Glas Wasser um fünf Uhr oder um sechs Uhr trinkst – diese Art von Entscheidung wirst du selber treffen. Das ist eine Entscheidung für den normalen Menschenverstand. Aber alles, was du in deinem Leben als wichtig empfindest, sollte nur mit der inneren Zustimmung des Meisters getan werden. Erstklassige Schüler treffen keine Entscheidungen alleine, ohne sich zuerst auf der inneren Ebene an den Meister gewandt zu haben. Sie fühlen, dass alles vom Meister kommen wird. Innerlich sagen sie dem Meister, was sie zu tun gedenken, und dann warten sie, ob es der Meister billigt oder nicht. Nach einer Weile wissen sie es dann.

Wie wird man zu einem festen Bestandteil des inneren Kreises des Meisters?

Sri Chinmoy:
Ich sage immer, dass ich Schüler erster Klasse, zweiter Klasse, dritter Klasse, vierter Klasse, fünfter Klasse, sechster Klasse und siebter Klasse habe. Aber egal zu welcher Klasse jemand gehört, er darf nicht versuchen, auf Biegen oder Brechen, durch Ziehen und Klammern mir näher zu kommen. Nur durch aufrichtige Ergebenheit und Widmung kann man seinem Meister nahe kommen. Jeder Einzelne muss wissen, wer in seinem Leben an erster Stelle steht: ob es der Meister ist oder ein Familienmitglied oder eine andere Person auf der Welt. Wenn der Meister in allem, in jeder Handlung, zuerst kommt, dann sage ich euch, dass dieser Schüler unweigerlich eine untrennbare Verbindung zum Meister aufbauen wird. Wenn ein Sucher sehr ergeben ist und seine bedingungslose Selbsthingabe nicht der Persönlichkeit und Individualität des Meisters, sondern seinem göttlichen Willen dargebracht hat, dann wird er zu einem festen Bestandteil des inneren Kreises des Meisters werden.

Sollte man seinen Guru immer als das Höchste betrachten?

Sri Chinmoy:
Einmal besuchte Nigamananda die Kumbha Mela, Indiens berühmtestes religiöses Fest, an dem wahrhaft zahllose Menschen teilnehmen. Er war überglücklich, dort seinen Meister Swami Satchidananda zu sehen. Jede Mela wird von einem anderen Meister geleitet, und dieses Mal war es der große Meister Shankaracharya, Satchidanandas Guru, der die Mela leitete. Jedermann war voller Verehrung für Shankaracharya, der neben Satchidananda saß.
Als Nigamananda ankam, verbeugte er sich zuerst vor seinem Meister und dann verbeugte er sich vor Shankaracharya. Alle waren schockiert. Wie konnte er sich zuerst vor Satchidananda verbeugen, wenn doch Shankaracharya direkt neben ihm saß? Einige Leute sagten zu Nigamananda: „Du bist so ein Narr! Weißt du nicht zu unterscheiden?“
Nigamananda antwortete: „Ich weiß sehr wohl zu unterscheiden. Ich sage euch, niemand kann höher sein als der eigene Guru. Mein Guru ist der Höchste für mich und wird es immer bleiben. Deshalb tat ich das Richtige, als ich mich zuerst vor ihm verbeugte.“
Als er dies hörte, schenkte Shankaracharya Nigamananda ein breites Lächeln und sagte zu ihm: „Du hast Recht, mein Sohn, du hast Recht.“ Dann stellte er Nigamananda einige spirituelle Fragen, die Nigamananda vollkommen richtig beantwortete. Darauf sprach Shankaracharya zu Satchidananda: „Was tust du? Warum bittest du deinen Schüler nicht, eigene Schüler anzunehmen und zu helfen, die Menschheit zu erleuchten? Ich sehe deutlich, dass er bereit dafür ist.“
Daraufhin erklärte Satchidananda vor Shankaracharya und allen Suchern um sie herum: „Mein spiritueller Sohn Nigamananda hat Gott verwirklicht. Von nun an wird er Schüler annehmen und ihren Geist erleuchten und ihre Herzen erfüllen.“
Zu Beginn der Reise ist der Meister der Fährmann, das Boot und der Fluss. Am Ende der Reise wird der Meister selbst zum Ziel. Ein Anfänger-Sucher sieht den Meister als das Boot. Wenn er die Schranke des Verstandes überwindet, sieht er den Meister als den Fährmann. Wenn er sein ständiges Einssein mit dem Meister begründet, sieht er den Meister als den Fluss. Und wenn er zum vollkommensten Instrument des Meisters wird, sieht er den Meister selbst als das Ziel. Und wenn die Stunde für den Schüler schlägt, muss der Schüler auch die Rolle eines Meisters spielen, denn der Fortschritt in der Welt des Selbst-Gebens und des Gott-Werdens muss weitergehen.

Wie wichtig ist es, an seinen eigenen Guru zu glauben?

Sri Chinmoy:
Swami Satchidananda besaß eine Statue einer bestimmten Gottheit. Er bat seinen Schüler Nigamananda, diese zu verehren, aber Nigamananda beachtete die Statue nicht. Eines Tages sagte der Meister zu ihm: „Warum verehrst du die Statue nicht, die ich verehre? Wie kommt es, dass du nichts in meinem Geliebten Herrn siehst oder fühlst?“
Nigamananda erwiderte: „Du siehst vielleicht deinen Geliebten Herrn darin, aber ich sehe nur ein Stück lebloses Holz.“
Darüber wurde der Meister wütend. Er beschimpfte Nigamananda erbarmungslos und drohte ihm: „Wenn du noch einmal respektlos zu meinem Geliebten Herrn bist, werfe ich dich aus meinem Ashram. Sei vorsichtig!“ Dann verließ der Meister den Raum, um sich den Angelegenheiten des Ashrams zu widmen.
Nigamananda fühlte sich gedemütigt und war sehr aufgebracht. Sofort nahm er die Statue vom Schrein, gab ihr einen leichten Schlag und rief: „Du! Wegen dir habe ich von meinem Meister solche Schelte bekommen. Du verdienst meine Strafe!“ Dann stellte er die Statue wieder zurück auf den Schrein.
Einige Minuten später kam der Meister zurück und sagte zu ihm mit einem breiten Lächeln: „Du hast gesagt, dass mein Herr ein lebloses Stück Holz sei, aber schlägt man ein lebloses Etwas? Nur wenn man sieht, dass jemand oder etwas Leben hat, erhält man Befriedigung, indem man es schlägt. Man spricht nicht mit etwas Leblosem, denn etwas Lebloses kann nichts verstehen und nicht antworten. Nein, du siehst etwas in der Statue. Ich war so erfreut, als ich dich zu meinem Herrn sprechen hörte. Mein Herr ist nicht nur lebendig, sondern verkörpert das universelle und das transzendentale Leben. Bitte verehre von nun an diese Statue.“
Nigamananda verbeugte sich vor seinem Meister und sagte: „Bitte vergib mir. Ich werde diese Statue verehren, und in der Statue werde ich dich sehen und fühlen, Meister.“
Der Meister sagte: „Tu das, mein Sohn, das ist das absolut Richtige.“
Glauben ist von allergrößter Bedeutung. Man braucht unbegrenzten Glauben an seinen Meister. Für den menschlichen Verstand mag es manchmal schwierig sein, an die Methoden des Meisters zu glauben, aber das strebende Herz ist immer eins mit dem inneren und äußeren Wirken des Meisters. Der Sucher muss stets im Herzen bleiben. An seinen eigenen Meister zu glauben bedeutet, Gottes eigene Gegenwart hier, dort und überall zu fühlen. Es geht nicht darum, was das Objekt ist oder um welchen Menschen es sich handelt, sondern darum, ob man seinen Glauben an die spirituelle Verwirklichung des eigenen Meisters aufrecht erhalten kann oder nicht. Dann wird man auf überzeugende, leichte und schnelle Weise Erfolg in der äußeren Welt und Fortschritt in der inneren Welt erfahren.

Wie kann ein Schüler seinen Meister am besten zufrieden stellen?

Sri Chinmoy:
Ein Schüler kann seinen Meister am besten zufrieden stellen, wenn er nichts vom Meister erwartet. Er wird nur geben und geben und geben und sich selbst völlig und bedingungslos darbringen. Nur dann wird der Meister völlig zufrieden mit ihm sein. In diesem Moment wird ihm der Meister unendlich mehr geben als er verdient.
Das ergebene, geweihte Handeln des Schülers sollte von Anfang an absolut bedingungslos sein. Der Schüler fühlt, dass seine Zeit, seine Bemühung, seine Fähigkeiten und seine Widmung seine ganzen Schätze sind. Wenn er seine Schätze nun dem Meister gegeben hat, glaubt er, dass er mit vollem Recht erwarten kann, dass der Meister ihm Frieden, Licht und Glückseligkeit gibt, die die Schätze des Meisters sind. Aber im spirituellen Leben sollte es keinen Handel geben. Wenn der Schüler etwas von sich selbst gibt, erwartet er sofort etwas zurück, denn er lebt in der Welt des Gebens und Nehmens. Aber der Meister weiß, was das Beste für den Schüler ist und wann der beste Zeitpunkt ist, es ihm zu geben. Wenn der Meister etwas zur falschen Zeit gibt, dann wird er, statt das unerleuchtete Bewusstsein des Schülers zu erleuchten, nur sein inneres Gefäß zerbrechen. Die Kraft des Meisters wird den Schüler unweigerlich erleuchten, wenn der Schüler Empfänglichkeit besitzt. Wenn der Schüler aber keine Empfänglichkeit besitzt, wird die Kraft des Meisters nutzlos sein. Im Gegenteil, sie wird sogar schaden. Sehr oft, wenn ich jemanden berühre oder segne, erlebe ich soviel Widerstand oder Unwillen, das anzunehmen, was ich zu geben habe. Und was geschieht dann? Ich kann das Licht oder die Kraft von Oben in diese unnachgiebige Wand des Widerstands hineinzwingen, aber sie würde nur zerbrechen.
Wenn du daher den Meister auf vollkommene Weise erfreuen willst, sollte das Wort „Erwartung“ aus deinem Wortschatz verschwinden. Wenn du etwas erwartest, erwartest du nur auf deine eigene mentale Weise: „Ich tue dies für den Meister, deshalb wird der Meister etwas für mich tun, oder ich werde sein Liebling sein.“ Es gibt so viele Erwartungen. Aber jenseits der Erwartungen liegt die göttliche Wahrheit. Der Meister weiß, was er zu geben hat und wie er es zu geben hat. Aber der Schüler erwartet etwas vom Meister auf seine eigene Weise. Daher besteht ein Konflikt zwischen dem Meister und dem Schüler.
Wenn du fühlst, dass du den Meister erfreust, indem du ihm etwas gibst, dann stimmt das bis zu einem gewissen Grad. Aber du kannst den Meister wirklich zufrieden stellen, indem du nichts erwartest, nachdem du ihm etwas gegeben hast, denn dann wird der Meister in der Lage sein, im Schüler auf seine eigene Weise zu wirken. Der Meister wird fühlen: „Er hat mir seinen Schatz gegeben, aber er erwartet nichts von mir. Nun liegt es an mir zu entscheiden, was ich ihm gebe. Ich werde ihm also das Beste, das Allerbeste geben.“ Doch wenn jemand dem Meister etwas gibt und dann glaubt, der Meister werde ihn bevorzugen oder etwas Nettes über ihn sagen, dann hat er in der inneren Welt bereits um etwas gebettelt. Natürlich wird der Meister nun sein Bestes versuchen, ihm das Gewünschte zu geben. Aber wenn er die Wahl dem Meister überlassen hätte, wenn er dem Meister die Gelegenheit gegeben hätte, das zu geben, was der Meister wollte, dann hätte der Meister ihm grenzenlosen Frieden, Licht und Glückseligkeit geben können.
Die beste Weise, den Meister zufrieden zu stellen, ist zu geben, was du hast und was du bist, aber ohne dabei das Geringste zu erwarten. Auf diese Weise erhältst du vom Meister alles Göttliche in unendlichem Maße, und gleichzeitig kann dich der Supreme im Meister für Seine eigenen Zwecke gebrauchen.

Könntest du bitte veranschaulichen, wie ein neuer Schüler vom Meister mehr erhalten kann als ein alter Schüler?

Sri Chinmoy:
Gerade erst heute las ich eine Geschichte über einen spirituellen Meister, der zwei Suchern riet, sich einen anderen Meister zu suchen. Doch der zweite Meister war unfreundlich und barsch und beschimpfte die beiden Sucher auf jede erdenkliche Weise, als sie zu ihm kamen. Dennoch wollten die beiden Sucher den Meister nicht verlassen. Schließlich sagte der Meister: „Gut, kommt morgen wieder. Dann werde ich mit euch sprechen.“ Die zwei Sucher kamen am nächsten Tag zurück, aber diesmal wollte der spirituelle Meister sich nicht einmal zeigen. Er schickte eine seiner Wachen, um den Suchern mitzuteilen, dass er sie nicht sehen wollte. Die Sucher sagten: „Erst gestern hat er uns beschimpft, beleidigt und uns versprochen, uns heute zu sehen. Bitte geh und sage es ihm.“ Die Wache sagte: „Dieser spirituelle Meister steht weit jenseits der Moral. Er muss seine Versprechen nicht halten.“ Aber die Sucher baten ihn inständig. Schließlich erhielten sie die Erlaubnis, den spirituellen Meister zu sehen. Als der Meister sah, dass dieselben Sucher mit größtem innerem Streben zurückgekehrt waren, stellte er ihnen einige Fragen und sagte ihnen etwas über ihr zukünftiges Leben. Dann baten sie um spirituellen Segen und spirituelle Liebe.
Der spirituelle Meister sagte: „Um spirituelle Liebe zu erhalten, braucht ihr nicht in meiner Nähe zu sein. Wenn ihr aufrichtig seid, werdet ihr sie erhalten, egal wo ihr seid. Wenn ihr nicht aufrichtig seid, werdet ihr wie dieser Bursche neben mir sein. In den letzten zwölf Jahren war ich nicht in der Lage, ihm irgendetwas zu geben. Aber es gibt hier jemanden, der auch mein Schüler ist. Er hat sehr, sehr viel von mir aufgenommen, obwohl ich ihn nur einmal vor vielen Jahren sah. Auch ihr beiden, die ihr zum ersten Mal hierher gekommen seid, habt viel von mir aufgenommen. Doch dieser Mann, der so viele Jahre mit mir zusammen war, hat nichts von mir aufgenommen.“
Wenn man nicht versucht, den Meister zufrieden zu stellen, während er auf der Erde ist, wie kann man dann erwarten, den Meister im Himmel zu erfreuen? Derjenige, der den Meister jetzt aufrichtig zufrieden stellt und erfreut, wird ihn auch im Himmel zufrieden stellen. Wenn der Schüler den Meister nicht hier und jetzt zufrieden stellt, wird der Meister kein Vertrauen haben, dass der Schüler ihn irgendwo anders zufrieden stellen wird. Den Meister zufrieden zu stellen ist immer notwendig, so wie das Atmen. Du atmest ein und aus, immer und überall. Wenn du weißt, wie du den Meister zufrieden stellst und erfreust, wenn er bei dir ist, dann wirst du es auch können, nachdem er den Körper verlassen hat.

Was muss ein Schüler tun, um das allermeiste von einem spirituellen Meister zu empfangen?

Sri Chinmoy:
Manche Schüler glauben, wenn ihr spiritueller Meister einmal die Erde verlässt, müssten sie sehr streng mit sich werden, um spirituell bleiben zu können. Doch solange der spirituelle Meister physisch noch bei ihnen ist, haben sie das Gefühl, dass sie sich amüsieren können. Doch ich möchte dazu sagen, nein. Diese Schüler sind wie Kinder, die meinen, dass sie das Leben genießen können, während ihre Eltern auf der Erde sind, weil sie dann, wenn die Eltern gestorben sind, sehr ernsthaft werden müssen, um ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Diese Einstellung ist falsch. Während der Meister auf der Erde ist, musst du dein Äußerstes geben. Wenn er in der anderen Welt ist, musst du auch dein Äußerstes geben.
Wenn man wirklich ein göttliches Instrument werden will, muss man zu jeder Zeit sehr, sehr hart arbeiten. Sonst kann es sein, dass manche Schüler mit dem Meister zwanzig Jahre zusammen sind und nichts erhalten, während andere, die später kommen, in einem Jahr oder an einem Tag Dinge erhalten, die die anderen, die länger beim Meister waren, niemals erhalten haben.

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