Wie wichtig ist es, an seinen eigenen Guru zu glauben?

Sri Chinmoy:
Swami Satchidananda besaß eine Statue einer bestimmten Gottheit. Er bat seinen Schüler Nigamananda, diese zu verehren, aber Nigamananda beachtete die Statue nicht. Eines Tages sagte der Meister zu ihm: „Warum verehrst du die Statue nicht, die ich verehre? Wie kommt es, dass du nichts in meinem Geliebten Herrn siehst oder fühlst?“
Nigamananda erwiderte: „Du siehst vielleicht deinen Geliebten Herrn darin, aber ich sehe nur ein Stück lebloses Holz.“
Darüber wurde der Meister wütend. Er beschimpfte Nigamananda erbarmungslos und drohte ihm: „Wenn du noch einmal respektlos zu meinem Geliebten Herrn bist, werfe ich dich aus meinem Ashram. Sei vorsichtig!“ Dann verließ der Meister den Raum, um sich den Angelegenheiten des Ashrams zu widmen.
Nigamananda fühlte sich gedemütigt und war sehr aufgebracht. Sofort nahm er die Statue vom Schrein, gab ihr einen leichten Schlag und rief: „Du! Wegen dir habe ich von meinem Meister solche Schelte bekommen. Du verdienst meine Strafe!“ Dann stellte er die Statue wieder zurück auf den Schrein.
Einige Minuten später kam der Meister zurück und sagte zu ihm mit einem breiten Lächeln: „Du hast gesagt, dass mein Herr ein lebloses Stück Holz sei, aber schlägt man ein lebloses Etwas? Nur wenn man sieht, dass jemand oder etwas Leben hat, erhält man Befriedigung, indem man es schlägt. Man spricht nicht mit etwas Leblosem, denn etwas Lebloses kann nichts verstehen und nicht antworten. Nein, du siehst etwas in der Statue. Ich war so erfreut, als ich dich zu meinem Herrn sprechen hörte. Mein Herr ist nicht nur lebendig, sondern verkörpert das universelle und das transzendentale Leben. Bitte verehre von nun an diese Statue.“
Nigamananda verbeugte sich vor seinem Meister und sagte: „Bitte vergib mir. Ich werde diese Statue verehren, und in der Statue werde ich dich sehen und fühlen, Meister.“
Der Meister sagte: „Tu das, mein Sohn, das ist das absolut Richtige.“
Glauben ist von allergrößter Bedeutung. Man braucht unbegrenzten Glauben an seinen Meister. Für den menschlichen Verstand mag es manchmal schwierig sein, an die Methoden des Meisters zu glauben, aber das strebende Herz ist immer eins mit dem inneren und äußeren Wirken des Meisters. Der Sucher muss stets im Herzen bleiben. An seinen eigenen Meister zu glauben bedeutet, Gottes eigene Gegenwart hier, dort und überall zu fühlen. Es geht nicht darum, was das Objekt ist oder um welchen Menschen es sich handelt, sondern darum, ob man seinen Glauben an die spirituelle Verwirklichung des eigenen Meisters aufrecht erhalten kann oder nicht. Dann wird man auf überzeugende, leichte und schnelle Weise Erfolg in der äußeren Welt und Fortschritt in der inneren Welt erfahren.