Was meinst du, wenn du sagst: „Die Schönheit des Körpers vergeht; die Schönheit der Seele segelt.“?

Sri Chinmoy:
Um Befreiung zu erlangen, übte sich Nigamananda einige Monate lang in Benares in strenger Askese. Eines Tages war er außerordentlich hungrig, aber er hatte nichts zu essen. Im Stillen sprach er zur Göttin der Fülle, Annapurna: Wie kommt es, dass ich heute nichts zu essen habe?
In diesem Moment erschien eine sehr hässliche ältere Frau in schmutzigen Kleidern, die ihm eine Tasche brachte und ihn bat: „Bitte pass auf diese Tasche mit Essen auf. Ich will zum Teich dort drüben gehen und baden. Dann werden wir gemeinsam essen.“
Nigamananda wartete zwei oder drei Stunden, aber es schien nicht, als würde sie zurück kommen. Schließlich öffnete er die Tasche und fand darin die köstlichsten Gerichte und Früchte. Er aß alles alleine auf.
In dieser Nacht sah Nigamananda in einem Traum die Göttin Annapurna. Sie sagte zu ihm: „Siehst du nun, niemand bleibt hungrig. Ich gebe jedem zu essen.“
„Du gibst jedem zu essen?“ rief Nigamananda aus. „Wann hast du mir zu essen gegeben? Ich rief dich an, als ich hungrig war, aber nur eine hässliche, schmutzige alte Frau gab mir zu essen. Du aber bist so schön und leuchtend!“
Die Göttin erklärte: „Das war ich, die in dieser Form zu dir kam.“
„Warum hast du das getan?“ fragte er.
„Ich wollte dir zeigen, dass alle Formen mein sind“, sagte die Göttin. „Dennoch achtest du immer noch mehr auf äußere Schönheit als auf die Schönheit der Seele. Deshalb wollte ich dir zeigen, dass auch hässliche Menschen ein gutes Herz haben können. Versuche von nun an zu fühlen, dass äußere Schönheit nichts zu tun hat mit einem gütigen, mitfühlenden Herzen.“
Die Schönheit des Körpers vergeht schließlich. Die Schönheit der Seele segelt letztlich im Boot des Vollkommenheits-Einsseins zur Erfüllungsküste Gottes.