Der Trauer spirituell begegnen

In seinem Schauspiel “Siddharta wird zum Buddha” schildert Sri Chinmoy den spirituellen Werdegang des Buddha, sein Leben als Prinz, seine Suche nach dem tieferen Sinn des Lebens und nach einem wirksamen Mittel gegen das menschliche Leid. Als Buddha erkannte, dass die Welt voller Krankheit, Tod und Leiden ist, war er entschlossen, einen Weg zu finden, um das Leiden endgültig zu überwinden. Dafür verließ er das luxuriöse Leben im Palast, seine schöne Frau und sein kleines Kind. Sein Herz war so groß, dass es mit der ganzen Welt mitfühlte.
In einem der Kapitel kommt eine Jüngerin verzweifelt zum Buddha, da ihr erstes Kind gestorben ist. Untröstlich über den Verlust nimmt sie Zuflucht bei ihm. Er beauftragt sie, einige Senfkörner von einem Haus zu bringen, wo noch nie jemand gestorben wäre. Nur dann wäre er in der Lage, ihr Kind wiederzuerwecken. Voller Hoffnung geht die Frau von Haus zu Haus, jedoch nur um zu entdecken, dass es keinen einzigen Menschen gibt, der nicht den Verlust eines nahestehenden Menschen zu betrauern hätte. Weinend sucht sie beim Meister Rat, der sie dann auch wirklich trösten kann. Sie erfährt, dass einzig das göttliche Mitleid, die göttliche Liebe dazu in der Lage sind. Sie muss erkennen, dass uns in dieser Welt nichts gehört, auch wenn wir jemanden noch so sehr lieben.

Da es uns allen irgendwann einmal so ergeht, sollten wir einen solchen Schicksalschlag dazu benützen, tiefer zu gehen, unser wirkliches Selbst zu erkennen, die Kraft des spirituellen Lebens zu erfahren suchen. Nur so werden wir über die Trauer hinauswachsen können. Leben ist ewig, seine Formen aber wechseln immerzu. Streben wir danach zu erkennen, dass nur das Göttliche unser ewiger Urgrund ist, dass wir im Göttlichen alle eins und untrennbar sind.

“Die angsteinflößende Frage des Todes
erhebt sich nur in denen,
die den Tod nicht als Heimkehr sehen.” –Sri Chinmoy